Bellen

[844] Bêllen, verb. reg. neutr. (ich belle, du bellst, er bellt; ich bellte; gebellt,) welches das Hülfswort haben erfordert, und heut zu Tage eigentlich von der lauten Stimme der Hunde und der Füchse, bey den Jägern aber auch von dem eigenthümlichen Laute der Rehe gebraucht wird. Der Fuchs bellt. Ein Hund der beißen will, bellt nicht. Figürlich bedeutet dieses Wort zuweilen auch mit einem lauten Geschreye zanken.


Er hört den Zank nicht vor Gerichten bellen,

Haged.


Anm. 1. Bellen, bey dem Notker pillen, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno, bellin, in dem Lateine der mittlern Zeiten baulare, ist nicht so wohl eine Nachahmung des Schalles welchen das Bellen der Hunde macht, als vielmehr eine allgemeine Benennung eines jeden lauten Schalles. Belle kommt noch bey den Schwäbischen Dichtern von einer Schelle vor. Das Holländ. bellen bedeutet schellen, das Angels. und Engl. Bell eine Glocke, und Peal das Getön, den Klang. S. Bellhammel. Einer der Schwäbischen Dichter nennet die geschwätzigen Frauenzimmer bey Hofe Hove bellen, gleichsam Hofschellen. In dem Nordstrandrechte Th. 2, Art. 35 wird bellen daher noch für laut schreyen, laut rufen, gebraucht. Wer da will, heißt es daselbst, Land kaufen, der soll laut rufen; wer da will Land sellen (verkaufen) der soll laut bellen, mit lauter Stimme biethen. Daß diese Bedeutung sehr alt sey, erhellet unter andern auch aus dem Lat. appellare. S. auch Spiel. Um deßwillen ist es auch von dem Laute mehrerer Thiere gebraucht worden. Das Engl. to bell bedeutet schreyen wie ein Hirsch, to bellow aber blöcken, brüllen, womit auch das Nieders. Frequentativum bölken, welches von dem Blöcken des Rindviehes gebraucht wird, das Schwed. bålla, mugire, das Isländ. baula und belja, und das Latein. balare, welches letztere nur von dem Schreyen der Schafe üblich ist, überein kommen. Im Oberdeutschen gehet dieses Zeitwort irregulär, ich belle, du billst, er billt; ich boll; gebollen. Einige Hochdeutsche Schriftsteller behalten solches gleichfalls; allein die reguläre Abwandelung ist doch weit gewöhnlicher.

Anm. 2. Andere Mundarten und Sprachen haben andere Wörter, das Bellen der Hunde auszudrucken. Einige sind allgemeine Benennungen, wie das Schwedische skålla, und Isländ. gialla, welche mit dem Deutschen schellen und gellen überein kommen. Andere sind Nachahmungen des dadurch verursachten Lautes, wie das Griech. βαυζειν, das Latein. baubari, das Niedersächsische wouwen, das Altdeutsche wuwen, das Oberdeutsche baffen, bäffen, bäffzen, gautzen, gelfen, das Französ. abbojer, das Krainerische lajam, das Nieders. blaffen, das Dän. blaffe und bläffe, das Westphälische jeewken, jawken, u.s.f. S. auch Belfern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 844-845.
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