Besonders

[915] Besonders, adv. von dem obigen Beyworte. 1) Von andern Dingen abgesondert, einzeln. Eine Sache besonders stellen. Besonders wohnen. Ich will es besonders schreiben. Einen jeden besonders ermahnen. Die biblischen Redensarten, besonders zu jemanden treten, Matth. 17, 19; besonders jemanden[915] zu sich nehmen, Kap. 20, 17; besonders in eine Wüste gehen, Marc. 6, 31; auf einen hohen Berg besonders allein führen, Kap. 9, 2 u.s.f. für bey Seite, von andern Menschen abgesondert, sind mehr Ober- als Hochdeutsch. 2) Vorzüglich, vor andern. Jemanden besonders (auf eine besondere Art) lieben. Er ist nicht besonders groß. Ich habe nichts besonders Schönes an ihm gesehen. Nachdem der Platz ist, den man diesem Nebenworte anweiset, leidet auch der Verstand einige Änderung: z.B. die grüne Farbe ist besonders den Augen gut, ist unter andern vornehmlich den Augen gut; und die grüne Farbe ist den Augen besonders gut, in einem hohen Grade, sehr gut. Ich freue mich ganz besonders über dein Wohlseyn, und ich freue mich besonders über dein Wohlseyn. Auch in den Anreden der Briefe ist dieses Nebenwort üblich, wo es dem Hochgeehrt vorgesetzet wird; z.B. Wohlgebohrner, Hochgelehrter, besonders Hochgeehrtester Herr, wo einige noch das veraltete insonders gebrauchen. Der Kaiser schreibt an gekrönte Häupter: Unserm besonders lieben Freund, Oheim und Bruder. Nur Schweden bekommt Kraft eines besondern Vertrages den Titel: Unserm geliebtesten Oheim und Bruder. Zuweilen nimmt besonders in dieser Bedeutung auch die Gestalt eines Bindewortes an. Die Geschichte verdienet eine vorzügliche Achtung besonders weil sie vielen Einfluß auf das Herz hat. Ich freue mich über dein Wohlseyn, besonders aber über deinen Fleiß.

Anm. Dieses Adverbium ist in seiner heutigen Gestalt so gar alt nicht. Ottfried gebraucht noch suntar, und Stryker in seinem alten Gedichte bey dem Schilter besunder für besonders. In der ersten Bedeutung gebraucht Opitz auch sonderlich, und in der zweyten ist in Oberdeutschland auch sonderbar üblich. S. diese Wörter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 915-916.
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