Bestreiten

[933] Bestreiten, verb. irreg. act. S. Streiten. 1) Mit Streit, d.i. mit gewaffneter Hand, angreifen, in der höhern besonders biblischen Schreibart. Den Feind, ein Land bestreiten. Ingleichen mit Worten oder Gründen angreifen. Einen Satz, eine Wahrheit bestreiten. Ich will das nicht bestreiten, die Wahrheit dessen nicht zweifelhaft machen. Das Hauptwort der Bestreiter, welches Ps. 35, 1 vorkommt, ist ungewöhnlich. 2) Die nöthigen Kräfte zu etwas haben, demselben gewachsen seyn. Du nimmst mehr auf dich, als du bestreiten kannst. Zwey Pferde können so vieles Land nicht bestreiten. Wovon soll ich die Kosten zu einer so weiten Reise bestreiten? Kaum kann ich die Arbeit meines Berufes bestreiten. Daher die Bestreitung, besonders in der ersten Bedeutung.

Anm. In der zweyten Bedeutung muß dieses Zeitwort aus den Niederdeutschen und verwandten Mundarten erläutert werden. Striden, heißt im Nieders. so wie stride im Engl. straedan im Angels. und stritte im Dän. schreiten, und Stred, Straede, Stride, ein Schritt. Bestriden bedeutet also im Niedersächs. eigentlich im Schritte erreichen, und dann figürlich einem Dinge gewachsen seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 933-934.
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