Betreiben

[943] Betreiben, verb. irreg. act. S. Treiben. 1) Vieh auf etwas treiben, in der Landwirthschaft. Die Felder mit den Schafen, die Tangelhölzer mit dem Rindviehe betreiben. 2) Sehr treiben, d.i. in Ausübung eines Geschäftes einen besondern Trieb, eine besondere Geschäftigkeit zeigen. Einen Prozeß betreiben, dessen Fortsetzung thätig besorgen. Er betrieb diesen Bau mit dem größten Eifer. Eines Geschäfte betreiben, auch nur für besorgen überhaupt. S. auch Betrieb. 3) * In weiterer Bedeutung, begehen. Vielen Unfug betreiben.


Steht nicht, was er betrieben,

Zusammt der Todesart an seiner Stirn geschrieben?

Can.


Gottes Auge sieht viel heller

Und noch schneller,

Was ein Sterblicher betreibt,

Can.


Doch diese Bedeutung, in welcher es nur im nachtheiligen Verstande gebraucht wird, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich, und vermuthlich aus dem Niedersächsischen entlehnet.

So auch die Betreibung.

Anm. Das Nieders. bedriven ist in der zweyten Bedeutung ein Intransitivum. Man hat davon auch das Beywort bedrieflik, arbeitsam, geschäftig, betriebsam, und das Mittelwort bedreven, geübt, durchtrieben. Das Schwed, bedrifwa, und Dän. bedrive sind auch in der dritten Bedeutung für begehen üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 943.
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