Bilden

[1015] Bilden, verb. reg. act. 1. Einem Körper seine äußere Gestalt geben, von Bild, so fern dasselbe ehedem Gestalt bedeutete. 1) Eigentlich und in weiterer Bedeutung, mit Ertheilung der äußern Gestalt verfertigen. Einen Vogel aus Wachs bilden. Ist es nicht thöricht, von dem Schicksale die Unsterblichkeit eines Leibes zu fordern, der aus hinfälligem Staube gebildet ist? Dusch. Sie ist sehr schön gebildet, sie sieht schön aus. 2) Figürlich. (a) Den Fähigkeiten des Geistes und Willens die gehörige Richtung geben. Eines Herz, eines Gemüth bilden. Er trug mir auf, sie zu allen weiblichen Vollkommenheiten zu bilden, Weiße. Er hat sich nach lauter großen Mustern gebildet. (b) * Einbilden, vorstellen.


Ey wenne ich bilde mir ir zuht

So wirt min muot u.s.f.

König Wenzel.


In dieser jetzt veralteten Bedeutung sagt noch Zachariä:


Klage nicht immer, o Freund, von einem feindlichen Schicksal,

Welches wir feindlicher noch in schwarzen Stunden uns bilden.


2. Die Gestalt einer Sache nachahmen, abbilden. Nach wem[1015] bildet und wem vergleichet ihr mich denn? Es. 46, 5. In dieser Bedeutung kommt es jetzt wenig mehr vor, außer daß man diejenigen Künste, welche die Gestalt anderer Körper sinnlich nachahmen, wie die Zeichenkunst, Reißkunst, Mahlerkunst, Kupferstecherkunst, Bildhauerkunst, Formenschneiderkunst und Modellmacherkunst, mit einem allgemeinen Nahmen bildende Künste zu benennen pflegt.

Daher die Bildung, so wohl von der Handlung des Bildens, als auch, und zwar am häufigsten, von der Gestalt eines Menschen, besonders von der Gestalt des Gesichtes. Ein Mensch von guter Bildung. Sie hat eine vortreffliche, eine einnehmende Bildung.

Anm. Kero übersetzet se omnibus conformabat, durch sih alleem kepilide, und bey dem Ottfried ist gibilidet so viel als vorgebildet, praefiguratum. Am häufigsten kommt biliden, bilethen bey den alten Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern für nachahmen vor. Thaz ir Got io thuruh not in thesen datin bilidot, daß ihr Gott sorgfältig in diesen Thaten nachahmet, Ottfr. B. 2, Kap. 19. Daher Notker auch Biledera für Nachahmer gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1015-1016.
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