Bißchen, das

[1034] Das Bíßchen, im Oberdeutschen das Bíßlein, des -s, plur. ut nom. sing. das Diminutivum des folgenden Wortes, ein kleiner Bissen. 1. Eigentlich. Schöne Bißchen, Leckerbißchen. 2. Figürlich. 1) In einer niedrigen Ironie, von einer Person. Das ist ein feines Bißchen, ein böser, wunderlicher, seltsamer Mensch. 2) Noch häufiger aber in der vertraulichen Sprechart, und ohne Plural, für ein wenig, in allen den Fällen, wo dieses Wort gebraucht werden könnte. Ein Bißchen Brot, ein Bißchen Wein. Die Summe ist ein Bißchen groß. Weil dieses Wort alsdann die Gestalt eines Nebenwortes hat, so pfleget man es gemeiniglich in dieser Bedeutung gemeiniglich nicht nur mit einem kleinen b, sondern auch wohl mit einem einfachen s zu schreiben, welches letztere aber billig nicht nachgeahmet werden sollte. Nach meinem Tode bleibt ihr mein bischen Armuth gewiß, Gell. Du kannst dein bischen Französisch, ebend. Der gnädige Herr hat mir schon so ein bischen gesagt, wie das alles gehen wird, Weiße. Das wird mir ein bischen sauer ankommen. Warte ein bischen. Komm ein bischen her.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort, auch in der letztern Bedeutung Betjen, Betken, Bitsken, im Schwed. und Engl. Bit. Man hält nicht unwahrscheinlich dafür, daß das Ital. Pezzo, ein Stück, das Franz. Piece, ein Stück, und petit, klein, und das mittlere Latein. Pecia, Pezia, ein Stück, von diesem Worte abstammen. Im Irländischen bedeutet Beat, und im Gascognischen Batzu, gleichfalls ein wenig. Indessen kommt es doch bey den ältern Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern in dieser Bedeutung nicht vor, indem diese luzhzhil dafür gebrauchen. Die gemeinen Oberdeutschen Mundarten ziehen ein Bißlein in ein Bissel zusammen. Die Niedersachsen haben noch ein anderes Wort, den Begriff einer Wenigkeit auszudrucken, nehmlich ein Spier, oder Spierken, welches eigentlich die zarte Spitze des Grases bedeutet, und von welchem Worte die Sprachforscher wunderliche Ableitungen angeben. Das Engl. Spire bedeutet eine Spitze,[1034] Nadel, und das Schwed. Spira einen langen dünnen Körper. S. Speer, ingleichen Bitter, in der Anm.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1034-1035.
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