Bitte, die

[1036] Die Bitte, plur. die -n, die Handlung des Bittens, das Verlangen oder Anliegen, welches solche veranlasset, ingleichen die Worte, in welchen dieses Verlangen vorgetragen wird. Es ist auf seine Bitte geschehen. Eines Bitte gewähren, bewilligen, Statt finden lassen. Einem seine Bitte, ingleichen, einen seiner Bitte gewähren. Eines Bitte erhören, von Gott oder sehr hohen Personen. Eines Bitte, oder einem seine Bitte abschlagen. Eine Bitte für jemanden einlegen. Ich habe noch eine kleine Bitte an sie, nehmlich zu thun. Wollen sie meine Bitte Statt finden lassen? Gell. Ich will mein Glück nicht meinen Bitten, sondern ihrem freywilligen Entschlusse zu danken haben, ebend. Sie wissen schon, daß ihre Bitten für mich Befehle sind, Weiße.


Kein irdisch Elfenbein noch Gold

Sind das, warum er Bitten waget,

Haged.


Indessen lässet doch der Plural in diesen Fällen immer eine unangenehme Empfindung in dem Ohre zurück, die man gerne wegwünschen möchte, wenn gleich die sieben Bitten in dem Vater Unser durch den häufigen Gebrauch dieses Widerwärtige verloren haben. Er, oder sie gehört in die siebente Bitte, sagt man im gemeinen Leben von einer Person, die man als ein Übel ansiehet.

[1036] Anm. Bitte lautet im Nieders. Bede, und zusammen gezogen Bêe, bey dem Ottfried Beta, und bey dem Notker Beto.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1036-1037.
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