Bitten

[1037] Bitten, verb. irreg. act. Imperf. ich bath, Mittelwort gebethen, Imperat. bitte. 1) Die Erweisung eines Guten als eine Wohlthat oder Gefälligkeit von jemanden verlangen. Einen bitten. Einen um etwas bitten, und etwas von einem bitten. Fußfällig, demüthig bitten. Er bath ihn mit vielen Thränen. Für jemanden bitten. Um Gnade, um Vergebung, um Verzeihung bitten. Der Feind mußte um Friede bitten. Die vierte Endung der Sache zu setzen, wenn die Person nicht ausgedruckt wird, ist ungewöhnlich; doch höret man zuweilen: bitten sie alles in der Welt, nur das nicht, für um alles. In der R.A. eins bitte ich dich, sind so gar zwey Accusativi üblich, welches außer dem nicht nachgeahmet werden darf. Bey einem um etwas bitten, ist wohl nur in Obersachsen einheimisch. Herr Damon wird es schon vermitteln, daß Herr Simon bey dir um Vergebung bitte, Gell. Aber, zu Gott bitten, wie sich bey einigen Dichtern findet, kommt sonst nur in der Deutschen Bibel vor. Dafür ist schon gebethen, im gemeinen Leben, das wird gewiß nicht geschehen, es ist schon veranstaltet worden, daß es nicht geschehe. O dafür ist gebethen, daß man mirs weiß macht, Less. Jemanden hinter Gott und vor Gott bitten, für sehr bitten, gehöret in die niedrigste Sprechart. 2) In engerer Bedeutung, Gott um etwas bitten, absolute, in welcher Bedeutung dieses Wort aber nur in der Bibel und der biblischen Schreibart üblich ist. Doch sagt man auch im gemeinen Leben: für jemanden bitten lassen, in der Kirche. 3) Einladen. Jemanden zu Gaste, zur Hochzeit, zur Leiche, zur Kindtaufe bitten, ihn bitten, diesen Feyerlichkeiten beyzuwohnen. Einen zum Essen bitten. Ich bin nicht gebethen, nicht eingeladen. Ich habe ihn auf eine Tasse Thee, auf ein Glas Wein zu mir gebethen.

Anm. Statt des Substantives Bittung ist Bitte eingeführet. Dieses Verbum lautet schon bey dem Kero pitten, bey dem Isidor bitdan, bey dem Ottfried bittan, bey dem Ulphilas bidjan, im Angels. biddan, im Nieders. bidden, im Schwed. bedja. Es ist ein Iterativum oder Intensivum, vermuthlich von bethen, so fern solches ehedem in weiterer Bedeutung überhaupt wollen, verlangen, bedeutet haben mag. Von diesem einfachen Zeitworte hat bitten noch die jüngst vergangene Zeit ich bath, und das Mittelwort gebethen beybehalten, obgleich nach einer verschiedenen Conjugation, die von einer verschiedenen Mundart herrühren kann. In einigen Oberdeutschen Mundarten wird es indessen regulär abgewandelt; ich bittete, ich habe gebittet. Das Hauptwort der Bitter, ist nur in den Zusammensetzungen Hochzeitbitter, Leichenbitter u.s.f. üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1037.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika