Blau

[1053] Blau, -er, -este, adj. et adv. welches der Nahme einer der fünf Hauptfarben ist. Blau machen, blau seyn. Ein blauer Zeug, blaues Tuch. Dieser Taffet ist blauer als jener, dieser ist unter allen am blauesten; ob man gleich die Farben, weiß und schwarz ausgenommen, nicht gerne comparirt, sondern statt dessen lieber die Wörter hoch, dunkel, blaß, bleich u.s.f. gebraucht. Himmelblau, so blau, wie der Dunstkreis bey heiterm Wetter den Augen erscheinet. Blaue Augen haben. Mit einem blauen (blau geschlagenen) Auge davon kommen, nur einen geringen Schaden leiden. Jemanden braun und blau schlagen. Hellblau, dunkelblau, bleichblau. Das blaue Gebirge, im Bergbaue, ein bläuliches Gestein, welches für ein gutes Zeichen gehalten wird. Den Stahl blau anlaufen lassen, bey den Eisenarbeitern, poliertem Stahle durch das Ausglühen eine blaue Farbe geben. Blaue Farbe, im engsten Verstande, eine in den Deutschen und besonders Sächsischen Bergwerken aus dem Kobalte verfertigte Farbe, welche im gemeinen Leben auch mit einem Worte Blaufarbe genannt wird. Die schlechteste Art derselben ist unter dem Nahmen der blauen Stärke bekannt. S. Äschel und Schmalte. Diese Farbe fällt in das Blaue. Der blaue Montag, im gemeinen Leben, besonders unter den Handwerkern, der Montag, der einem alten Mißbrauche zu Folge, wenigstens seiner Hälfte nach, zum Feyertage gemacht, und mit Müßiggange zugebracht wird. Du sollst dein blaues Wunder sehen, im gemeinen Leben, du sollst erstaunen. Jemanden einen blauen Dunst vormachen, auch nur im gemeinen Leben, ihn einen Irrthum zu glauben bereden, ihm die Wahrheit verhehlen. Wie das Wort blau in diese drey figürlichen Arten des Ausdruckes gekommen, ist noch nicht ausgemacht. Der letzte ist noch am leichtesten zu erklären, theils weil ein jeder Dunst in der Ferne bläulich aussiehet, theils auch, und vielleicht am schicklichsten, aus der Nieders. Mundart, wo blau auch trübe[1053] bedeutet, blauer Wein, d.i. trüber Wein. S. auch Flau und Montag. Doch Herr Ihre hat die sehr wahrscheinliche Muthmaßung, daß die R.A. blauer Dunst, im Schwed. blå Dunst, eine bloß ungeschickte Übersetzung des Griech. Glaucoma sey, da der Übersetzer sich eingebildet, es sey von glaucus zusammen gesetzet. Wenigstens hat man keinen Grund, mit Wachtern dem Worte blau die Bedeutung des unechten, falschen, anzudichten. Bey den Gärbern ist blau färben, ein Kunstwort, für hintergehen, betriegen; vermuthlich als eine Anspielung auf eine einzelne, jetzt unbekannte Begebenheit. Blauer Zwirn ist im gemeinen Scherze Branntwein.

Anm. Dieses Wort lautet im Niedersächsischen gleichfalls blau, im Angels. bleo, im Engl. blew, im Holländ. blauw, im Franz. bleu, im Span. bloo, im Wallis. blawr, im Schwed. blå, im Dän. blaa, im Isländ. blar, im Slavon. plavu, im Pohln. plawy. In Boxhorns Glossen wird plaviuw durch hyacinthinus, und plawaz, durch cerulum erkläret. In der Alemannischen Mundart der mittlern Zeiten lautet es nur bla. Herr Ihre beweiset, daß es ehedem eigentlich schwarz bedeutet habe, und mit dem Griech. πελος, πελλος verwandt sey. Man könnte mit noch stärkern Gründen zeigen, daß es zu dem Lat. flauus, oder dem Deutschen bleich gehöre, zumahl da auch einige Niedersachsen blaag für blau sprechen. Übrigens gehöret dieses Wort zu denjenigen Beywörtern, die in der Comparation ihren Vocal unverändert behalten; blauer nicht bläuer.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1053-1054.
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