Boy, die

[1140] Die Boy, oder Boj, plur. car. ein tuchartiges Gewebe, oder ein unvollkommenes Tuch, woran die Kette von gekämmter Wolle ist. In Deutschland hat man sie am häufigsten von schwarzer Farbe, daher sie auch gemeiniglich zur Trauer gebraucht wird, und den Dichtern als ein Sinnbild dieser Empfindung nur gar zu bekannt ist. Daher der Boyweber, ein Tuchweber, der hauptsächlich Boy webet.

Anm. Das y wird in diesem Worte fast wie ein doppeltes j ausgesprochen. Die meisten verwandten Sprachen haben statt des o ein a, wie das Holländ. Baey, das Dänische Baj, das Nieders. Baje, das Franz. Bay, Bays, das Ital. Baietta; nur die Schweden haben Boj. Im Englischen heißt diese Art Zeuges Baize, und in einigen Französischen Gegenden nennet man sie Baze. Wachter leitet beyde Mundarten von dem Griech. ποκος, ein Fell, ab, weil die Boy ein rauches Gewebe ist; eine Ableitung welche freylich sehr gezwungen scheinet. In Niedersachsen hat man noch eine andere Art groben Zeuges, welches mit der Boy nichts als den Nahmen gemein hat, indem es Bajerwand, d.i. Bajertuch, heißt, und woran der Zettel leinen, der Eintrag aber wollen ist. Man könnte dieses Wort füglich mit einem j,[1140] Boj schreiben, wenn nicht das y schon so lange hergebracht wäre. Übrigens ist es im Oberdeutschen männlichen Geschlechtes, der Boy.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1140-1141.
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