Brachen

[1142] Brāchen, verb. reg. act. 1) In dem Ackerbaue, einen Acker nach der gewöhnlichen Ruhe zum ersten Mahle pflügen; ihn stürzen. Brachen, einen Acker brachen. Das Brachen vornehmen. 2) In Franken bedeutet brachen auch so viel als den Weinberg hacken, und von dem Unkraute reinigen, welches in andern Gegenden hacken und krauten genannt wird. 3) Einen Teich brachen, ihn, nachdem er ausgefischet worden, ablassen, pflügen und besäen. 4) Den Flachs brachen, bey den Hochdeutsch redenden Niedersachsen, für brechen. 5) In einigen Gegenden bedeutet einen Acker brachen, auch ihn brach liegen oder ruhen lassen, in welchem letzten Falle, es denn von dem Adverbio brach ist.

Anm. Man hat Gründe genug, dieses Wort in den vier ersten Bedeutungen nicht so wohl von dem Nebenworte brach, als vielmehr von dem Verbo brechen abzuleiten, ob es gleich in dem Klange und in der Conjugation von demselben abweicht. Die Römer gebrauchten ihr frangere auf ähnliche Art, und in dem Lateine der mittlern Zeiten findet sich in einer wenig verschiedenen Bedeutung Fractitium und Ruptitium. Bey dem Brachen oder der ersten Umpflügung eines Ackers wird der Boden wirklich in Schollen aufgebrochen, und in einigen Gegenden ist für brachen auch brechen üblich. Im Nieders. lautet dieses Zeitwort braken, im Osnabrückischen aber breken, anbrecken, und in andern Gegenden ist dafür güst pflügen üblich. In der Deutschen Bibel kommt dieses Wort zwey Mahl vor, und lautet daselbst in den meisten, besonders Oberdeutschen Ausgaben, brochen. Kannst du ihm (dem Einhorne) dein Joch anknüpfen, die Furchen zu machen, daß es hinter dir broche in Gründen? Hiob 39, 10. Pflüget oder brachet oder arbeitet auch ein Ackermann seinen Acker immerdar zur Saat? Es. 28, 24. In beyden Stellen scheinet es für pflügen überhaupt zu stehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1142.
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