Būch, das

[1235] Das Būch, des -es, plur. die Bǖcher, Diminutivum das Bǖchelchen, im Oberdeutschen Büchlein, Büchel, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Mehrere zu einem Ganzen verbundene Blätter Papier oder Pergament. Ein Buch machen, mehrere Bogen Papier zu einem Buche mit einander verbinden. In weiterer Bedeutung auch bedrucktes Papier, welches ein Buch abgeben soll; ingleichen dessen Inhalt, so fern er in einem Buche begriffen ist, oder eine Schrift, so fern sie zu einem künftigen Buche bestimmt ist. Ein gebundenes Buch. Ein rohes, oder ungebundenes Buch. Ein vortreffliches, ein mittelmäßiges, ein schlechtes Buch. Das ist ja ein allerliebstes Büchelchen! Ein Buch schreiben, verfertigen, drucken, binden. Ein Buch in den Druck geben, es unter die Presse geben. Die Redensart, ein Buch ausgeben, für herausgeben, ingleichen ein Buch ausgehen lassen, oder in den Druck ausgehen lassen, sind in der bessern Schreibart veraltet. Immer über den Büchern liegen, im gemeinen Leben, beständig lesen. Ein Buch unter die Presse nehmen, anfangen daran zu drucken. Ein Buch verlegen, von neuem auflegen u.s.f. Buch erfordert in dieser engern Bedeutung einen gewissen größern Umfang; denn Dissertationen und andere ähnliche kleine Schriften pflegt man nicht leicht Bücher zu nennen. Bey den Kaufleuten wird unter dem Worte Buch vorzüglich ihr Rechnungsbuch verstanden. Daher die Redensarten, Buch halten, die Rechnung führen, S. Buchhalter; etwas zu Buche tragen oder bringen, es in das Rechnungsbuch schreiben, wofür einige auch wohl das Verbum buchen brauchen. Figürlich wird auch wohl der dritte Magen der wiederkäuenden Thiere, dessen Falten den Blättern eines Buches gleichen, das Buch genannt, S. Blättermagen. 2) Ein Theil eines geschriebenen oder gedruckten Buches, eine Abtheilung des Inhaltes. Das erste Buch, das zweyte Buch. Das Werk ist in sechs Bücher getheilet. Buch gehet hier bloß auf den Inhalt und dessen Eintheilung, Band auf die äußere Verbindung, und Theil auf beydes. Eine Schrift kann aus Einem Bande bestehen, und doch mehrere Bücher oder Theile enthalten. 3) Ein Maß des Papiers, welches der zwanzigste Theil eines Rießes ist. Ein Buch Schreibpapier hält 24, ein Buch unbedrucktes Druckpapier aber wegen des Ausschusses 26 Bogen. Bedrucktes Papier wird nicht nach Büchern, sondern nach Alphabeten, jedes zu 23 Bogen gerechnet. Auch die geschlagenen Gold- oder Silberblätter werden nach Büchern verkauft, und da hält ein Buch Gold oder Silber zwölf bis fünf und zwanzig Blätter. In dieser dritten Bedeutung eines Maßes hat es, wenn ein Zahlwort vorher gehet, wie Pfund, Loth, und hundert andere, nicht Bücher, sondern nur Buch. Drey Buch Papier.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Kero Puah, bey dem Übersetzer Isidors Bochh, bey dem Ottfried Buah, bey dem Willeram Buoch, in Oberschwaben noch jetzt Buoch, Puoch, im Nieders. Book, im Holländ. Book, im Angels. Boec, im Dän. Bog, im Schwed. und Isländ. Bok, im Engl. Book, bey dem Ulphilas Bok. Die Ableitungen von Büche oder Buchsbaum, weil man anfänglich auf Täfelchen dieser Bäume geschrieben, oder die Bücher in büchene oder buchsbäumene Breter gebunden,[1235] wie Lipsius will, haben wenig Wahrscheinlichkeit. Vermuthlich stammet es, so wie das gleich lautende Bug, von biegen ab, so daß damit auf die zusammen gebogenen Blätter Pergament gesehen worden, welche man durch diese Benennung den zusammen gerollten entgegen gesetzt. So wie man nun diese von dem Zusammenrollen Volumina nannte, so nannte man jene von dem Zusammenbiegen im Deutschen Bücher. In der achten zu Toledo gehaltenen Kirchenversammlung wird daher auch ein Buch nach einer buchstäblichen Übersetzung Complicamentum genannt. Ja man nannte anfänglich auch wirklich ein jedes zusammen gebogenes Blatt Pergament ein Buch, und daher kommt es, daß Puah bey dem Kero, und Briefpuoch, bey dem Notker, so oft einen Brief bedeuten. Der Plural lautet im Oberdeutschen von den ältesten Zeiten an Buche oder Büch, und daher rühret es auch, daß in einigen Zusammensetzungen Buch – für Bücher – stehet, wie in Buchführer, Buchhändler, Buchbinder u.s.f. Unser Hochdeutscher Plural stammet zunächst aus der Niederdeutschen Mundart her. Dagegen bedeuten thie Buachara bey dem Ottfried Schriftgelehrten. Um der am Ende dieses Wortes befindlichen Aspiration willen, müssen die Hochdeutschen, wenn sie das Diminutivum dieses Wortes machen wollen, ihr chen, an das Oberdeutsche Diminutivum hängen, Büchelchen, wie in Sächelchen und andern geschiehet. Im Plural lautet dieses Diminutivum auch zuweilen Bücherchen. Das Niedersächsische Diminutivum heißt Böksken. Übrigens gebraucht Ottfried auch Livel so wohl für ein Buch, als auch für eine besondere Abtheilung desselben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1235-1236.
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