Buhlen

[1249] Buhlen, verb. reg. neutr. sich um die Liebe einer Person bewerben, ingleichen lieben, verliebten Umgang pflegen; ein im gemeinen Gebrauche eben so veraltetes Wort, wie das vorige. Es wurde ehedem gebraucht, 1) im guten Verstande, sich um die Liebe einer Person bewerben. Um eine Person buhlen. Es war die Zeit um dich zu buhlen, Ezech. 16, 8. Wie denn der Herr um die Kinder Israel buhlet, Hos. 3, 1. In dieser Bedeutung kommt dieses Wort zuweilen noch bey den Dichtern vor.


Nisus buhlte stark um Nisa, Logau.

Der Zephirn gleich um alle Blumen scherzet,

Um alle buhlt, doch nur die schönsten herzet,

Wiel.


Öfters strahlet alsdann von jungen glühenden Wangen

Liebe hervor und buhlet auch hier aus siegenden Augen,

Zachar.


Ja zuweilen wird es auch figürlich gebraucht, für sich um etwas bewerben. So sagt Opitz ein Mahl, sich die Liebe des Lasters erbuhlen, und bey dem Bluntschli buhlet Herzog Albrecht von Österreich um ein Bündniß mit der Stadt Zürch. Um den Preis buhlen, Raml. 2) Im nachtheiligen Verstande, so wohl sich aus unerlaubten Absichten um die Gunst einer Person bewerben, um eine Person buhlen, als auch einen unerlaubten Umgang mit ihr pflegen, mit ihr buhlen. In beyden Fällen kommt es im Hochdeutschen, wenigstens in der Sprache des Umganges und des gemeinen Lebens, nicht mehr vor. Juda buhlet mit eines fremden Gottes Tochter, Mal. 2, 11.

Anm. Auch im Isländischen, Dänischen und Schwedischen bedeutet beila, beile, und bela, um eine Person werben, und Beiler einen Freyer; dagegen bedeutet bole in eben diesen Sprachen, die Ehe brechen. Herr Ihre leitet das erste von biddla, bitten, betteln, das letzte aber von dem Isländ. Bol, das Bett, und mit demselben von bo, wohnen, ab. Allein hier scheinen zwey Stammwörter unnöthig zu seyn, und das Griech. φιλειν,[1249] lieben, und φιλος, ein Freund, eine geliebte Person, verdienet wirklich mehr Aufmerksamkeit. Wird doch das Wort Liebste, so wie ehedem Buhle, so wohl in guter als schlimmer Bedeutung gebraucht, und das Zeitwort lieben ist auf eben dem Wege. Buhlen wurde ehedem auch für lieben gebraucht. Sie wird mich bulen, heißt es in einer Schrift von 1400 bey dem Pez. In Niedersachsen bedeutete Bole ehedem einen Vetter, Oheim, und Bölkenkinder sind daselbst noch jetzt Geschwister Kinder. S. auch Balzen und Bolle. Merkwürdig ist doch, daß im Hebr. בעל, einen Ehemann, und בעולה, einen Ehegatten bedeutet, wovon schon Luther das Wort buhlen abgeleitet hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1249-1250.
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