Bündel, das

[1255] Das Bündel, des -s, plur. ut nom. sing. das Diminutivum des Wortes Bund, welches auch im Hochdeutschen üblich ist, ein kleines Bund zusammen gebundener Sachen auszudrucken. Ein Bündel Stroh. Ein Reisebündel, das Reisegeräthe armer Leute, welche zu Fuße reisen. Er trägt sein Bündel, sein Reisebündel, auf dem Rücken. Einem Bündel und Gruß versagen, bey den Handwerkern, seine Abreise durch Aufhaltung des Reisebündels und Vorenthaltung des Abschiedsgrußes hindern. Bey den Weißgärbern ist ein Bündel eine Zahl von 12 Fellen. Ein Bündel gerauften Flachses ist an einigen Orten eine gewisse bestimmte Menge solchen Flachses, welche im Oberdeutschen eine Stauche, im Bremischen ein Both, in Obersachsen und im Oberdeutschen eine Bose, Pose, Büsse, oder ein Büssel, im Franz. Botte, heißt. S. Busch und Büschel. Ein solches Bündel ist ungefähr eine Hand voll und zwanzig derselben machen eine Steige Flachs. Figürlich wird auch das Gedärme eines Fisches, besonders eines Karpfen, mit dem Rogen oder der Milch das Bündel, an andern Orten aber das Gebütte genannt. Aber da schon im mittlern Lateine Budella, Buella, Budellus und Botellus, im Ital. Budello, und im Franz. Boyau, das Eingeweide überhaupt bedeuten, so stehet es dahin, ob Bündel in dieser Bedeutung nicht noch zu einem andern Stammworte gehöret. S. auch Pudel.

Anm. Im Angels. lautet dieses Wort Byndel, Byndela, im Engl. Bundle, im Holländ. Bondle, Bundel, bey dem Willeram Gebuntelin, im mittlern Lateine Bundela, Bundella, Bundellus. Im Oberdeutschen ist auch dieses Wort, wider die[1255] Natur der Diminutiven, männlichen Geschlechtes, der Bündel. In Niedersachsen bedeutet Bundel, und in Hamburg Bund, auch so viel als eine Windel. Pung, Punge, Pungel sind gleichfalls Niedersächsische, und Bingel, Büngel Oberdeutsche Wörter, ein Bund oder Bündel auszudrucken, aus welchen sie vermuthlich auch entstanden sind, weil die Verwechselung des g und d, besonders nach einem n, nichts seltenes ist. Das Angels. Schwed. und Dän. Bung, Pung, und Punga, Bungellus bey dem du Fresne kommen damit überein.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1255-1256.
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