Canal, der

[1296] Der Canāl, des -es, plur. die Canäle. 1) Eigentlich, eine jede Röhre oder Rinne, besonders wenn sie für einen flüssigen Körper bestimmt ist. So werden die Röhren zu den Wasserleitungen zuweilen Canäle genannt. Am häufigsten führen diesen Nahmen in die Erde gegrabene Wasserleitungen, welche man Gräben, wenn sie aber eine gewisse Breite und Tiefe haben, lieber Canäle zu nennen pflegt. Der große Canal in Languedock, der das Mittelländische und Atlantische Meer mit einander vereiniget. Einen Canal graben oder ziehen. In noch weiterer Bedeutung werden das Bett eines Flusses, eine Meerenge, die Röhren, in welchen die flüssigen Körper in den Thieren und Pflanzen ihren Umlauf verrichten u.s.f. Canäle genannt. Der Canal bey Constantinopel, die Meerenge bey dieser Stadt. Der Canal schlechthin, ist derjenige schmale Theil des Atlantischen Meeres, welcher England von Frankreich absondert. Die Canäle in den Orgeln, welche den Wind an die Orte leiten, wo er seine Wirkung thun soll u.s.f. 2) Figürlich, im gemeinen Leben, Mittel und Wege eine Absicht zu erreichen. Ich habe einen Canal gefunden, vor ihn zu kommen. Durch diesen Canal wirst du deine Absicht nicht erreichen. Diese Figur[1296] stammet ohne Zweifel noch aus den mittlern Zeiten her, wo Canalis auch die Landstraße, ja einen Weg bedeutete. S. des du Fresne Glossar.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Latein. Canalis, aus welchem die Franzosen ihr Canal, und Chenal, die Italiäner ihr Canale, und die Engländer ihr Canal, Channel, Kennel, in gleichen Bedeutungen entlehnet haben. Im Oberdeutschen hat sich dieses Wort dem Deutschen mehr genähert, denn da wird Kännel, Kennel häufig für eine jede Rinne oder Röhre gebraucht. Eine Röhre zur Wasserleitung heißt im Oberdeutschen auch Teuchel. S. auch Graben, Cloak, Röhre, Abzucht, Dohle u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1296-1297.
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