Ceremonīe

[1318] Ceremonīe, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig.) 1) Überhaupt ein jedes Zeichen dessen, woran man bey einem Vorhaben denken soll. So ist die Musik in den Kirchen eine Ceremonie,[1318] d.i. ein Zeichen der Freude, die man über die Wohlthaten Gottes empfinden soll. In engerer Bedeutung, ein jeder außerwesentlicher Umstand einer Handlung, vermittelst dessen sie im Andenken erhalten werden soll. Die Ceremonien bey einer Krönung, bey der Audienz eines Gesandten. Die Taufe des Prinzen geschahe mit vielen Ceremonien. Gottesdienstliche, kirchliche Ceremonien. 2) Gebräuche, Umstände, welche die Höflichkeit im gesellschaftlichen Leben eingeführet hat, führen zuweilen auch diesen Nahmen, zumahl wenn sie übertrieben werden. Er hat es mir mit vielen Ceremonien abgeschlagen. Wir wurden mit vielen Ceremonien empfangen. 3) Eine mit solchen Ceremonien begleitete Handlung. Die Ceremonie der Krönung, der Taufe eines Prinzen u.s.f.

Anm. Die Abstammung des Latein. Wortes Ceremonia, Caeremonia oder Caerimonia, ist noch nicht ausgemacht. Einige leiten es von Ceris munia her, weil diese Opfer mit vielen Feyerlichkeiten vollzogen wurden; andere von einer kleinen Stadt Cere oder Cäre, wo die Römer mit vielem Gepränge zu opfern pflegten. Am wahrscheinlichsten leitet man es noch aus dem Hetruscischen cere, heilig, und mon, Sache, her. Im mittlern Lateine kommt es so wohl von einem Götzenopfer, als von einem feyerlichen Feste vor. Da wir dieses Wort zunächst aus dem Franz. Ceremonie angenommen haben, so behält es auch den Ton auf der letzten Sylbe. Nur wenige sprechen es nach dem Lateinischen Ceremōnie, fünfsylbig und mit dem gedehnten o aus, welche Aussprache indessen doch in den Zusammensetzungen Ceremonien-Meister u.s.f. üblich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1318-1319.
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