Charfreytag, der

[1324] Der Charfreytag, (sprich Karfreytag,) des -es, plur. die -e, der Freytag in der Charwoche, der Freytag vor Ostern, der Todestag Christi.

Anm. In diesem alten Deutschen Worte ist das ch auch in den neuern Zeiten beybehalten worden, obgleich die Aussprache ein k erfordert. Man glaubt, daß die erste Hälfte dieses Wortes das alte Gara, Zubereitung, ist, und daß diese Woche nach den Gebräuchen der Juden die Zubereitungswoche, dieser Tag aber besonders der Zubereitungstag genannt worden, weil sie sich an demselben auf das Osterfest zuzubereiten pflegten; daher der Charfreytag im Griechischen auch dies parasceves genannt wird, von welchem Worte Gartag, oder Garfreytag eine bloße Übersetzung seyn würde, so wie das von Luthern mehrmahls gebrauchte Rüsttag, den Tag vor dem Sabbathe, oder den Freytag zu bezeichnen. Tatian Kap. 198. nennt den Freytag vor Ostern schon Garotag fora Ostrun, und wenn Notker sagen will, mein Herz ist bereitet, so heißt es bey ihm: karo ist min herza. S. Gar, und Gärben. Indessen hat Schilters Meinung, daß Char, Kar, hier Trauer, Klage, Leiden, bedeutet, mehr Wahrscheinlichkeit; denn daß Car ehedem auch Leiden bedeutet habe, erhellet aus einigen einer Handschrift der Predigten des heil Burchard zu Würzburg beygeschriebenen Glossen. S. Eckards Franciam orient. Th. 1, S. 846. Im Schwedischen ist diese Bedeutung noch gangbar, wo kaera wirklich klagen bedeutet, womit unser Harm und sich härmen nahe verwandt sind. Im Engl. ist Care oder Carrsunday der Palmsonntag, im Schwed. aber bedeutete Kaerusunnudag den fünften Sonntag in der Fasten, von welchem Ihre Gloss. nachgesehen werden kann. Ehedem wurde der Charfreytag auch der gute Freytag genannt, und im Dän. heißt er Langfredag.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1324.
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