Chymīe, die

[1335] Die Chymīe, plur. die -en. 1) Die Kunst oder Wissenschaft, natürliche Körper vermittelst des Feuers oder anderer Auflösungsmittel in ihre Bestandtheile aufzulösen, und diese zu neuen Producten zusammen zu setzen, ohne Plural; die Scheidekunst, welcher Ausdruck aber nur die eine Hälfte der chymischen Arbeiten ausdruckt. 2) Ein Lehrbuch, worin diese Wissenschaft vorgetragen wird, mit dem Plurale. Daher chȳmisch, adj. et adv. in dieser Wissenschaft gegründet; der Chymíst, des -en, plur. die -en, der sie verstehet und ausübet; bey einigen ein Scheidekünstler.

Anm. Aus dem Lat. Chymia. Man hat dieses von je her von dem Griech. χεω, ich gieße, schmelze, abgeleitet, wovon nach dem in allen Sprachen gewöhnlichen Übergange eines Vocales in den andern χυμα, was gegossen oder geschmolzen ist, χυμος, Saft, Feuchtigkeit, χυμεισις, Vermischung, und χυμικƞ τεχνƞ, die Kunst, Säfte auszudrucken und zu bereiten, kommen, und wovon die spätern Griechen ihr χυμεια, und noch spätere, wie z.B. Guidas, χƞμεια, χειμεια, die Chymie, und die Araber durch Vorsetzung ihres Artikels Alchymia gemacht haben; bis es dem Bochart einfiel, dieses Wort von dem Arabischen chema, verbergen, abzuleiten, so daß Chemia und Alchemia eine verborgene Kunst bedeuten sollen. So unerwiesen und gewagt diese Ableitung auch ist, so ist sie doch verschiedenen Neuern, hinlänglich gewesen, eine Veränderung in der allgemein üblichen Schreibart dieses Wortes vorzunehmen und Chemie zu schreiben und zu sprechen; mit wie vielen Gründen wird jeder aus dem eben gesagten leicht selbst bestimmen können.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1335.
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