Dampf, der

[1380] Der Dampf, des -es, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, die Dämpfe. 1) Ein jeder dicker Rauch, Nebel oder Dunst, besonders wenn er aus schwefelartigen Theilen bestehet. Rauch und Dampf gehet vorher, wenn ein Feuer brennen will, Sir. 22, 30. Der Dampf von einer Fackel, von einem ausgelöscheten Lichte, von Kohlen, von gährendem Weine, von gelöschtem Kalke u.s.f. Es steigen schädliche Dämpfe aus der Erde auf. Er opfert dir Weihrauch, um dich im Dampfe zu ersticken. 2) Im gemeinen Leben, Engbrüstigkeit oder schweres Athemhohlen, besonders bey den Thieren; in welchem Falle dieses Wort in den gemeinen Mundarten auch der Dampfen, der Dumpfen, die Dämpfigkeit lautet. Das Pferd hat den Dampf. Bey den Pferden heißt diese Krankheit auch die Herzschlächtigkeit,[1380] S. dieses Wort. Die Figur würde freylich etwas hart seyn, wenn sie allein dieser Bedeutung ihr Daseyn gegeben hätte, weil die Engbrüstigkeit einige Ähnlichkeit mit der Empfindung desjenigen hat, dem von einem dicken Dampfe der Athem benommen wird. Es scheinet daher, daß Dampf in dieser zweyten Bedeutung unmittelbar von dämmen, beengen, einschränken, herkomme, zumahl da dämpfen ehedem auch für ersticken gebraucht wurde; S. dieses Wort.

Anm. 1. Dampf, Nieders. Damp, Engl. und Holländ. Damp, Ital. Tanfo, scheinet ein Intensivum von einem Worte zu seyn, welches so wohl in den alten als neuern Mundarten und Sprachen noch häufig vorkommt. In Boxhorns Glossen bedeutet Thaum, im Slavonischen Deym, Dim, im Epirotischen Tim, einen jeden Dunst, bey den Krainerischen Wenden ist Dim Rauch, im Schwed. Dimma, Dimpa, Nebel, Dam aber Staub. In Schwaben bedeutet Teum, Deim, in Strykers alten Gedichte Toum, noch jetzt den Schweiß, und täumen schwitzen, und im Österreichischen ist damen durch Ausdünstung befeuchten. Es kann seyn, daß dieses Wort gleichfalls zu dem alten dim, dym, finster, dunkel, gehöret, S. Dämmern; es kann aber auch seyn, daß es von einem andern abstammet, welches ehedem Nässe, Feuchtigkeit, bedeutet hat.

Anm. 2. Dampf bedeutet schon vermöge seiner Abstammung einen dicken Dunst; man gebraucht es aber gemeiniglich nur von einem trockenen aus schwefeligen Theilen bestehenden Dunste. Dadurch unterscheidet es sich von andern ähnlichen Wörtern hinlänglich. Ein solcher riechender Dunst heißet in Niedersachsen auch Swalk. Dunst im engern Verstande, Brodem, Qualm, das Nieders. Frathem, Fraam, Swaaßen, werden vornehmlich von wässerigen Ausdünstungen flüssiger erhitzter Körper gebraucht; der Duft ist ein zarter wohl riechender Dampf, oder die gelinde Ausdünstung wohl riechender Körper; Rauch bestehet aus wässerigen und harzigen Theilen, die von einem brennenden Körper aufsteigen; ein dicker Rauch von nassem Holze, das nicht recht brennet, heißet Schmauch; der Nebel ist eine Menge wässeriger Dünste, die aus dem Erdboden aufsteigen; metallische Ausdünstungen heißen im Bergbaue böse Wetter, Schwaden, Erzdämpfe u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1380-1381.
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