Daseyn, das

[1408] Das Daseyn, des -s, plur. car. ein Substantiv, welches eigentlich der Infinitiv des Verbi seyn, mit dem Wörtchen da ist, und aus der Redensart da seyn zusammen gezogen worden. 1) Die Gegenwart an einem Orte. Er that es in meinem Daseyn, indem ich da war, in meiner Gegenwart. Ich befand mich vor einigen Monathen in Paris; allein die ganze Zeit meines Daseyns ging nichts merkwürdiges vor. 2) Die Existenz, ein Begriff, der so wenig einer Definition fähig ist, als die Wörter Seyn, Ding, Wesen und andere. Du bist da, du mußt also den Zweck deines Daseyns erfüllen. Das Daseyn eines Unschuldigen ist ein nagendes Gewissen für seine Verfolger. Unser Daseyn ist keinem Geschöpfe unterworfen, wir stehen unmittelbar unter dem Schöpfer, Kästn.


Der echten Freude Werth zu kennen,

Ist gleichfalls unsers Daseyns Pflicht,

Dusch.


In dieser zweyten Bedeutung ist das Wort von den neuern Weltweisen eingeführet worden. Der Verfasser des alten Lobgedichtes auf den König Ludwig, bey dem Schilter, braucht V. 73 Hierwist, Hierseyn, in eben derselben Bedeutung, von wesen, seyn, welches in einem alten Vocabulario vor dem Ende des 15ten Jahrhunderts gleichfalls für existere gebraucht wird. S. Da II.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1408.
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