Dēmuth, die

[1444] Die Dēmuth, plur. car. derjenige Zustand des Gemüthes, da man aus Kenntniß seiner Unwürdigkeit in Vergleichung mit der Würdigkeit anderer, von sich geringe denket, und solches durch die That an den Tag leget. Sich der Demuth befleißigen. Etwas aus wahrer Demuth thun.

[1444] Anm. 1. Bey dem Notker lautet dieses Wort Diumuot, und bey dem Kero nach einer andern Form Deoheit; im Österreichischen Dienmuth, und in andern Oberdeutschen Gegenden Diemuth. Es kann seyn, daß die erste Sylbe dieses Wortes von dienen, im Fränkischen und Alemannischen ehedem deonan, ist. Aber da Kero das Zeitwort theonan, dienen, auch für demüthigen gebraucht, so kommt man in der wahren Bedeutung dieses Wortes vielleicht noch näher, wenn man es von einem veralteten die, den, don, niedrig, ableitet, S. Donlege; so daß Demuth, nach dem Muster des Latein. humilitas, eigentlich die Niedrigkeit des Gemüthes ausdrücken würde. Von einem andern ähnlichen Worte od, Angels. ead, leicht, sanft, haben die Niedersächsischen und damit verwandten Mundarten ihr oodmödig und Oodmödigkeit, welches so wohl Sanftmuth, als auch Demuth bedeutet.

Anm. 2. Obgleich das einfache Muth männlichen Geschlechtes ist, so folget doch Demuth, nebst Anmuth, Großmuth, Sanftmuth und Wehmuth, der Regel, nach welcher die Abstracta und Tugenden weiblichen Geschlechtes sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1444-1445.
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