Dennoch

[1452] Dếnnóch, eine Conjunction, welche einen Ausspruch begleitet, der dem Vordersatze zu Folge eigentlich nicht Statt finden sollte, für nichts desto weniger, gleichwohl, dessen ungeachtet. Es sind Mährchen, und dennoch willst du so seltsame Dinge vertheidigen? Wenn ich gleich nicht da bin, so kann es dennoch ausgemacht werden. Du bringest uns den süßesten Trost, und dennoch scheinest du einen tiefen Gram zu verbergen.


Nein, spricht sie, laß mich gehn!

Sie sprichts, und dennoch bleibt sie stehn,

Rost.


Wenn sich der vorher gehende Satz mit keiner Conjunction anfänget, so steht dennoch zu Anfange des folgenden Satzes, außer daß es das und vor sich haben kann, und dann tritt der Nominativ hinter das Verbum. Sie reden sehr hitzig; dennoch werde ich nicht aus meiner Gelassenheit kommen, Gell. Enthält aber der vorher gehende Satz eine andere Conjunction, auf welche sich dennoch beziehet, so stehet es hinter dem Verbo finito und der ersten Endung des persönlichen Fürwortes. Er zürnet zwar auf mich; aber er wird sich dennoch befriedigen lassen. Ob man ihm solches gleich verboth, so that er es dennoch. Es ist also unrichtig, wenn man sagt: ob er gleich keine Schuld hat, dennoch ist er nicht außer Verdacht, für so ist er dennoch nicht außer Verdacht.

Unangenehm und widrig klingt es, wenn dennoch in den Vordersatz gesetzet, und der eigentliche Vordersatz eingeschoben wird. Dennoch, weil alle diese zwey Frieden auf eins hinaus laufen, haben wir u.s.f. Für: ungeachtet alle -so haben wir dennoch. Wohl aber kann durch eine Inversion der Vordersatz bis zuletzt versparet werden. Dennoch haben wir diese zwey Frieden u.s.f. ungeachtet sie auf eins hinaus laufen. Ich betrübe mich dennoch nicht, obgleich mein Zustand nicht der beste ist.

Anm. Thannanoh kommt in der Fränkischen Mundart schon um das Jahr 800 vor; etwas später findet man auch dannoch. Es stehet für alsdann noch. Im Theuerdank findet man dafür noch dannocht.


Wiewol derselb per vast groß was

Noch dannocht Tewrdank nicht vergaß,

Kap. 27.


Doch wiewol er hat gelückes vil

Noch dannocht ich nicht lassen wil

Von seiner hewt in disem Jar,

Kap. 27.


Ingleichen das einfache noch.

Noch ließ er mit nichte darvon,

Kap. 63.


S. Noch.

Versetzt lautet diese Partikel nochtans, nochtan, und so kommt sie nicht nur bey dem Tatian, sondern auch noch bey den heutigen Niedersachsen vor. Dem Ottfried gilt das thoh, und einem der Schwäb. Dichter je noh so viel als dennoch.


Geswigen sint die nahtegal

Si hant gelan ir suesses klingen

Vnd valwet oben der walt

Je noh stet das herze min in ir gewalt,

Dietmar von Ast.


Im Oberdeutschen lautet diese Partikel dannoch. S. Doch und Jedennoch.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1452.
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