Dinstag, der

[1502] Der Dinstag, richtiger Dinstag, des -es, plur. die -e, der dritte Tag in der Woche. Auf den Dienstag will ich zu dir kommen. Ich sahe ihn Dinstags früh.

Anm. Im Nieders. heißt dieser Tag Dingsdag, im Holländ. Dijnsdagh, Dyensdagh, Dyssendagh, im Dänischen Tijsdag, im Schwed, Tisdag, im Angels. Tuesdaeg, Tiwesdaeg, im Engl. Tuesday, im Isländ. Tyrsdaeg. Über den Ursprung dieser Benennung hat man allerley, zum Theil sehr verschiedene Muthmaßungen gehabt. Einige haben sie durch Dingstag erkläret, weil die Alten an diesem Tage Ding oder Gericht zu halten pflegten; andere haben sie dagegen von Dienst ableiten wollen, weil die Dienste, d.i. die Zinsen und Gülten, an diesem Tage bezahlet werden müssen. Allein daß beyde Berrichtungen vorzüglich diesem Tage eigen gewesen, ist noch unerwiesen. Da alle übrige Wochentage nach dem Beyspiele der Latein. Benennungen von den Planeten entlehnet sind, der Dinstag aber im Lateinischen von dem Mars benannt worden, so ist sehr wahrscheinlich, daß auch der Deutsche Nahme eben dieselbe Bedeutung habe. Über dieß hat Ihre sehr deutlich gewiesen, daß der Mars bey den alten Angelsachsen Tuu und Tug, im Genit. Tuues geheißen habe. Eigentlich sollte dieser Tag im Deutschen Distag oder Duestag heißen; allein man hat noch andere Beyspiele, da das n vor dem s bloß von der nieselnden Mundart eingeschaltet worden. Was diese Ableitung bestätiget, ist, daß der Nahme Dinstag ehedem nur dem nördlichen Deutschlande eigen war. Im Oberdeutschen hieß dieser Tag Erichtag, Ertag, und in einigen Gegenden führet er diesen Nahmen noch. Erich ist aber auch nichts anders als der Oberdeutsche Nahme des Kriegesgottes Mars. In Oberschwaben wird dieser Tag auch der Astermontag genannt. Die Schreibart Dienstag gründet sich bloß auf die unrichtige Ableitung von dem Worte Dienst. Die Aussprache erfordert deutlich genug ein kurzes, und kein langes i.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1502.
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