Dunst, der

[1579] Der Dunst, des -es, plur. die Dünste. 1. Eigentlich alle kleine Theilchen, welche sich von den größern Körpern absondern, sich in der Luft aufhalten und flüssige Körper ausmachen können. In dieser weitesten Bedeutung wird es wenig mehr gebraucht. 2. In engerer Bedeutung, welche im Hochdeutschen die üblichste ist, die kleinen Theilchen, welche sich von dem Wasser oder von dem Erdboden absondern, und in der Luft in die Höhe steigen. So fern man auf die Mehrheit dieser kleinen Theilchen siehet, gebraucht man den Plural, die Dünste; so fern man aber alle diese Theilchen als ein Ganzes betrachtet, nur den Singular. Der Dunst von gekochtem Wasser. Die Luft ist voller Dünste. Das Wasser ist in Dünste verflogen, hat sich in Dünste aufgelöset. Im Frühlinge steigen allerley schädliche Dünste aus der Erde auf. S. Dampf, Anm. 2. Jemanden einen blauen Dunst vor den Augen machen, im gemeinen Leben, ihn einer Unwahrheit überreden wollen, wo blauer Dunst eigentlich Nebel bedeuten soll; S. Blau. 3. Figürlich. 1) Bey den Jägern wird die kleinste Art des Schrotes, womit kleine Vögel geschossen werden, Dunst genannt, und in dieser Bedeutung ist der Plural nicht üblich. 2) In einigen Gegenden ist es das ganz feine Mehl, welches gleich einem Staube in die Höhe steigt; ja in Niedersachsen wird jeder feine Staub Dust genannt. 3) In der Geschützkunst bedeutet eine Bombe aus dem Dunste werfen, sie auf eine solche Art abfeuern, daß das Zündkraut des Mörsers zugleich die Brandröhre der Bombe zündet, welches auch mit Einem Feuer werfen genannt wird, im Gegensatze des Werfens mit zwey Feuern, wo erst der Bombe und gleich darauf dem Mörser Feuer gegeben wird.

Anm. Dunst, im Niedersächs. Dän. und Schwed. gleichfalls Dunst, scheinet von dem vorhin angeführten, Zeitworte dunsen abzustammen, so daß damit vornehmlich auf die Ausdehnung des Dunstes gesehen wird. In Baiern ist für Dunst auch Dusam üblich. In einigen Mundarten ist dieses Wort weiblichen Geschlechts, die Dunst. Bey den Alten kommt Dunst in dieser Bedeutung nicht vor, dagegen ist Tunist, Dunist, Duneste, für Sturm, Ungewitter, bey dem Notker und andern desto häufiger, selbst in der figürlichen Bedeutung. Die duniste dirro uuerlte, turbines seculi, Notk. Noch im Theuerdank Kap. 78 wird der Tunst von einer abgeschossenen Kanonenkugel für den dadurch verursachten Wind, die dadurch verursachte Erschütterung gebraucht. Dieses Dunst scheinet aber von dem unsrigen unterschieden zu seyn. Vielleicht gehöret es zu tönen, Getöse.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1579.
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