Ehren

[1652] Ehren, verb. reg. act. Ehre erweisen, in verschiedenen Bedeutungen des Hauptwortes. 1) Eine Person andern vorziehen; in welcher Bedeutung doch dieses Wort wenig mehr gebraucht wird. Jemanden ehren. 2) Äußeres Ansehen, Würden, Ehrenstellen ertheilen; eine gleichfalls wenig mehr übliche Bedeutung. Denn ich will dich hoch ehren, und was du mir sagest, das will ich thun, 4 Mos. 22, 17. 3) Hochschätzen, und diese Hochschätzung thätig erweisen; in welcher Bedeutung es noch am meisten gebraucht wird. Er wird von jedermann geehrt. Ehre Vater und Mutter. Die Alten soll man ehren. In engerer Bedeutung wird dieses Wort so wohl in der Deutschen Bibel, als bey den Dichtern der vorigen Zeiten häufig für verehren gebraucht, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen veraltet ist. Den Gott aber, der deinen Odem und alle deine Wege in seiner Hand hat, hast du nicht geehret, Dan. 5, 23. Sie verachten dein Geboth und ehren deine Götter nicht, Kap. 7, 12, 18. Und haben geehret und gedienet dem Geschöpf mehr denn dem Schöpfer, Röm. 1, 25.


Mein König lebe wohl, ich ehre deinen Willen,

Hofmansw.


Dahin gehören auch die Mittelwörter geehrt, und zu ehrender, noch mehr aber die Zusammensetzungen hochgeehrt, hochzuehrender, welche sehr häufig in den Überschriften im Innern der Briefe gebraucht werden, und bey welchen nur dieses zu merken ist, daß das Mittelwort der vergangenen Zeit, geehrt und hochgeehrt, alle Mahl mehr ausdruckt, als das Mittelwort der gegenwärtigen, hochzuehrend. Dieses bezeichnet nur jemanden, der geehret werden soll, oder Ehre verdienet; jenes aber einen, der wirklich Ehre genießet. 4) Loben, rühmen, jemandes Vorzüge durch Worte erheben; eine gleichfalls veraltete, und nur noch in der Deutschen Bibel übliche Bedeutung. Ich will den Nahmen Gottes loben, und will ihn hoch ehren mit Dank, Ps. 69, 31. 5) Seine Achtung gegen jemanden durch Geschenke an den Tag legen; ein ebenfalls veralteter Gebrauch. Ehre den Herrn von deinem Gut, Sprichw. 3, 9. Logau und andere Oberdeutsche gebrauchen daher Ehrung noch für Verehrung,[1652] d.i. ein Geschenk. 6) Gott ehre mir den Thrax, Günth. Gott ehr mir den vorm Petersthore, Mich. eine im gemeinen Leben übliche Formel, den Vorzug an den Tag zu legen, den man einer Person oder Sache vor andern ähnlichen gibt. Anm. Schon bey dem Kero und Ottfried lautet dieses Wort oren, in dem heutigen Oberschwaben ära, im Angels. arian, im Schwed. åra. Das Hauptwort Die Ehrung ist im Hochdeutschen nicht üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1652-1653.
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