Eichel, die

[1662] Die Eichel, plur. die -n. 1) Die längliche runde Frucht des Eichbaumes, welche vornehmlich zur Mastung der Schweine gebraucht wird. Die Schweine in die Eicheln schlagen, oder treiben. S. Dachseichel und Harzeichel. 2) Figürlich, die Gestalt einer Eichel habend. Besonders wird so wohl in der Anatomie, als im gemeinen Leben, der äußerste Theil des männlichen Gliedes die Eichel genannt.

Anm. Eichel, im Österreichischen Dechel, ist vermittelst der Ableitungssylbe -el von dem Worte Eiche gebildet. Daß diese Form schon alt ist, erhellet aus dem Griech. ακυλος, Eichel, welches bereits bey dem Homer vorkommt, aber, dem Plato zu Folge, von nördlichern Völkern entlehnet ist. Ihre leitet unser Hochdeutsches Eichel von dem Schwed. Ekållon her, welches aus Ållon, Frucht, zusammen gesetzt ist, und eigentliche Eichfrucht bedeutet; eine Ableitung, welche bey dem hohen Alter des Deutschen Wortes nicht Stich hält. Im Dän. heißt die Eichel nur schlechthin Ollen und Olden, von dem alten ala, nähren, alere, womit das Griech. βαλανος verwandt zu seyn scheinet.[1662] Die gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes haben, so wie die nördlichen Sprachen, noch ein anderes Wort, die Frucht des Eichbaumes zu bezeichnen, welches Ecker, Nieders. Ekker, Dän. Äggern, Angels. Accaeren, Accorn, Aecern, Engl. Acorn, Isl. Akern, Griech. ακροδρυα, lautet, aber so wie das Goth. Akran ursprünglich eine jede Frucht bedeutet. Die Frucht des Buchbaumes heißt im Österreichischen Ackeram, an andern Orten Buchecker, S. Bucheichel. In einigen eigenthümlichen Nahmen, z.B. Eichelstein, soll Eichel aus dem Latein. Aquila verderbt seyn. Schilter kennet noch ein anderes Wort eichel, welches ganz bedeutet haben soll. Doch er führet zu dessen Beweise nur die Oberdeutschen Ausdrücke, eichel ganz, eichel weis, d.i. völlig ganz, an, welche aber auch Figuren von Eichel, glans, seyn können, weil an der glatten runden Eichel die geringste Verstümmelung sichtbar ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1662-1663.
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