Einsehen

[1745] Einsehen, verb. irreg. act. (S. Sehen,) hinein sehen. 1. Eigentlich, in welcher Bedeutung dieses Wort zuweilen im gemeinen Leben als ein Neutrum gebraucht wird. Man kann ihm überall einsehen, d.i. in sein Zimmer sehen. Bey dem Hersagen einsehen, in das Buch sehen. Am häufigsten und richtigsten gebraucht man es, 2. figürlich. 1) Sich den Zusammenhang einer Sache deutlich vorstellen. Jetzt sehe ich es ein, wie die Sache zugegangen ist. Alle besondere Absichten der Rathschlüsse Gottes einsehen wollen ist unsinnige Begehrlichkeit, Gell. Ein Einsehen kriegen oder bekommen, ist in dieser Bedeutung niedrig. S. Einsicht. 2) Diese deutliche Vorstellung des Zusammenhanges einer Sache wirksam machen, doch nur in engerer Bedeutung, für bestrafen, ahnden; in welchem Verstande aber nur der Infinitiv als ein Hauptwort mit dem Zeitworte haben üblich ist. Ein Einsehen haben, eine Sache ahnden, bestrafen, den Fortgang einer bösen Sache durch Ahnden hindern; wofür man im Oberdeutschen auch darein sehen sagt. Ein Einsehen thun, für haben, ist eben so ungewöhnlich, als der Gebrauch, Weish. 19, 14: Es wird noch ein anderes Einsehen über sie kommen, daß sie die Fremden so unfreundlich hielten, für Strafe, Ahndung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1745.
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