Einwohner, der

[1762] Der Einwohner, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Einwohnerinn, plur. die -en, der oder die in einem Orte wohnet. Die Einwohner Leipzigs, Dresdens, Wiens. Die Einwohner eines Landes, einer Insel, eines Dorfes. Ein Land, eine Stadt mit Einwohnern versehen. Ein Ort, der wenig Einwohner hat. In engerer Bedeutung werden die Einwohner eines Ortes zuweilen den Bürgern entgegen gesetzet, und alsdann verstehet man unter den erstern bloß die Schutzverwandten.

Anm. Der Gebrauch hat dieses Wort nur auf Länder und deren Theile, Städte, Flecken und Dörfer eingeschränket. Häuser haben Bewohner. Eben so legt man der Erde, dem Wasser, der Luft, den Wäldern zwar Bewohner, aber nicht gern Einwohner bey. Dieser Unterschied hat seinen Grund bloß in dem Eigensinne des Gebrauches. Ein ist in dieser Zusammensetzung die Präposition in mit der dritten Endung; denn man sagt in einem Orte wohnen. Billig sollte es also Inwohner heißen, weil die Präposition in, in der Zusammensetzung nur in denjenigen Fällen ein lautet, wo sie den Accusativ erfordert. Allein der Gebrauch hat doch das Einwohner im Hochdeutschen fast allgemein gemacht, und den meisten würde Inwohner vermuthlich zu Niedersächsisch klingen. Eben dieses gilt auch von dem Zeitworte einwohnen, welches aber nur selten, besonders in dem Kanzelstyle vorkommt. Die einwohnende Gnade Gottes, für die Gnade Gottes, die in uns wohnet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1762.
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