Entweichen

[1839] Entweichen, verb. irreg. neutr. (S. Weichen,) welches das Hülfswort seyn erfordert. 1) Ausweichen, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. Der Fuß ist mir entwichen, ausgewichen, ausgeglitten. Ingleichen figürlich, einem entweichen, ihm ausweichen, im Schwabenspiegel, der Gefahr entweichen, entgehen, im Oberdeutschen. 2) Von einem Orte wegweichen. Und der Himmel entwich, wie ein eingewickelt Buch, Offenb. 6, 14. Unter den Schwäbischen Kaisern bedeutete einem entweichen oder einem geschwichen zuweilen so viel als ihn verlassen. Im Hochdeutschen gebraucht man dieses Wort nur für in der Stille von einem Orte weichen. Er ist aus der Stadt entwichen. Böslich entweichen. Ein entwichener (ausgetretener,) Schuldner. Die dicke Finsterniß entweicht, Uz. So auch die Entweichung. In diesem Verstande, in welchem es nach dem Latein. elabi gebildet ist, lautet es schon bey dem Ottfried intweichan, bey dem Willeram intuuichan, und in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter untwiken und untwigen. S. Weichen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1839-1840.
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