Erneuen

[1924] Erneuen, erneuern, verb. reg. act. wieder neu machen. 1. Eigentlich, alten Dingen ein neues Ansehen geben, sie ausbessern. Ein Kleid erneuern, es ausbessern, im Oberdeutschen. Ein Haus, ein Gebäude erneuern, in eben dieser Mundart. Zu erneuern das Haus des Herren, 2 Chron. 24, 12; 3 Esr. 5, 44. Ein Gemählde erneuen, den Farben ihren vorigen Glanz geben. 2. Figürlich. 1) Alte Dinge abschaffen und neue dafür einführen. Die Beamten erneuen oder erneuern. 2) Von neuen anfangen.


Die Vogellinnen

Erniuwen ir gesanc und ir geschrein,

Herzog Joh. von Brabant.


Einen Prozeß, eine Schlacht erneuern. Die Soldaten erneuerten den Angriff. Das Jahr erneuert sich. 3) Wiederhohlen, eine Handlung nochmahls verrichten. Sein Gelübde erneuern. Der Jäger erneuert seinen Zug, wenn er ihn nochmahls vornimmt. 4) Besonders, wenn dadurch eine Sache neue Kraft, neue Lebhaftigkeit bekommt. Den Bund, einen Vertrag erneuern. Ein Privilegium, einen Gnadenbrief erneuen. Eines Gedächtniß erneuern. Eine alte Bekanntschaft erneuern. Das Übel erneuert sich. Das erneuert meine Schmerzen, meine Wunde. 5) In der biblischen Schreibart, den Neigungen eine neue, d.i. Gott gefällige Richtung geben. Der heilige Geist erneuert die gerechtfertigten Menschen. So auch die Erneuerung; denn das Hauptwort die Erneuung ist im Hochdeutschen selten.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Notker irniuuen, keniuuuen, niuuon, im Nieders. vernijen, und in der gesellschaftlichen Sprechart der Hochdeutschen verneuen. Das Oberdeutsche er lautet im Niedersächs. und den gemeinen Mundarten mehrmahls ver. Erneuern scheinet entweder von dem Comparative des Beywortes neu gebildet, oder eine Art eines Frequentativi oder Continuativi zu seyn; S. -Ern I. Im Oberdeutschen ist erneuen, im Hochdeutschen aber erneuern am üblichsten, welches letztere schon in dem 1514 gedruckten Deutschen Livius ernuwern lautet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1924.
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