Ernst, der

[1925] Der Êrnst, des -es, plur. car. 1) Wahre, feste Gesinnung; im Gegensatze des Scherzes. Ich sage es im Ernste, und nicht im Scherze. Es ist mein ganzer, mein wahrer, mein lauterer Ernst. Ich sagte es nicht im Ernste. Aus Scherz wird oftmahls Ernst. Ist das dein Ernst? Etwas für Ernst aufnehmen. Ingleichen, Beweis dieser Gesinnung. Er macht Ernst daraus. Er macht Ernst. Es wird Ernst. 2) Standhafte Gesinnung in Ausführung eines Vorhabens, anhaltende Begierde auf einen Gegenstand. Es ist ihm bey der Arbeit kein rechter Ernst. Mit Ernst arbeiten. Gott mit Ernst anrufen, Ps. 145, 18. Er läßt es sich keinen Ernst seyn. Sein Ernst lässet nach. Wenn es dir damit ein Ernst ist. 3) In engerer Bedeutung, Ernst in Ansehung des von andern uns schuldigen Gehorsams, merkliche Unlust an Vergehungen; der erste Grad der Schärfe. Jemanden mit Ernst zum Gehorsam anhalten. Den Ernst zeigen, sehen lassen. Mit Ernst über seine Befehle halten. Wenn du nicht in Güte folgest, so muß ich Ernst gebrauchen. Jemanden alles Ernstes bedeuten, im Oberdeutschen, für mit allem Ernste.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Notker Ernest, bey dem Willeram Ernost, bey dem Ottfried Ernust, im Engl. Earnest. Allem Ansehen nach gehöret dieses alte Wort zu der Familie des veralteten arnen, arbeiten, S. Ernte. Das st ist ein Ableitungslaut, welcher sich auch in Dienst, Gunst, Kunst, Gewinst, und andern befindet. Im Schwed. bedeutet aerna sich etwas standhaft vorsetzen, arna aber sein Geschäft verrichten. Eorn im Angels. heißt gern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1925.
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