Ersūchen

[1946] Ersūchen, verb. reg. act. 1. * Aussuchen, auswählen, doch nur im Oberdeutschen. Der Herr hat ihm einen Mann ersuchet, 1 Sam. 13, 14. 2. * Besuchen, auch nur im Oberdeutschen. Jemanden ersuchen. 3. * Untersuchen, prüfen; eine veraltete Bedeutung, in welcher irsuachen, irsuochen bey dem Ottfried, und Ursuahhidu für Untersuchung bey dem Kero vorkommen. 4. * Versuchen; ein gleichfalls veralteter Gebrauch, der in den ältern Zeiten vorkommt. Bey dem Notker ist Irsuochunga Versuchung, und in Boxhorns Glossen Arsuahnissu ein Versuch. 5. Suchen. 1) * Eigentlich, im Oberdeutschen.


Was sie an mir ersucht, mag ihr zum Schimpf geschehn,

Günth.


2) Figürlich, als eine Gefälligkeit begehren; welches die einzige Bedeutung ist, in welcher dieses Wort im Hochdeutschen gebraucht wird. Jemanden ersuchen. Seine Freunde um Hülfe ersuchen. Er ersuchte mich zu ihm zu kommen. Ich habe es auf sein Ersuchen gethan. Dieses Wort sagt etwas weniger als bitten, und wird daher auch nur gegen seines Gleichen und[1946] gegen Geringere gebraucht. Zwar ersucht David 2 Sam. 12, 16, Gott um das Knäblein, allein ein Hochdeutscher wird so nicht reden. Schon bey dem Kero bedeutet ersuahhen fordern, und bey dem Ottfried firsuachen bitten. Im Nieders. ist versöken bitten, und Versök das Ersuchen. S. auch Ansuchen, Gesuch und Suchen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1946-1947.
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