Erz (1), das

[1955] 1. Das Êrz, des -es, plur. doch nur in Einem Falle, die -e. 1) Eine jede Erd- oder Steinart, welche ein Metall oder Halbmetall bey sich führet, ein mit Schwefel oder Arsenik genau verbundenes Metall oder Halbmetall. In diesem Verstande wird das Wort Erz in dem Bergbaue am häufigsten gebraucht, wo man aber nur diejenigen Bergarten mit diesem Nahmen zu belegen pfleget, in denen der metallische Theil die Oberhand behält. Golderz, Silbererz, Kupfererz, Zinnerz, Bleyerz, Eisenerz, Spießglaserz, Glaserz, Hornerz, Fahlerz, rothgüldenes Erz, strengflüssiges Erz u.s.f. Von mehrern Arten dieses Erzes wird auch der Plural die Erze gebraucht. In weiterer Bedeutung werden im Bergbaue auch noch einige andere Mineralien, wenn sie mit Erd- oder Steinarten vermischt sind, Erze genannt. So hat man Alaunerz und Vitriol-Erz, Erd- oder Steinarten zu bezeichnen, welche Alaun oder Vitriol bey sich führen.[1955] 2) Eine Mischung mehrerer Metalle. In den ersten Zeiten des Bergbaues, da man die Kunst, die Metalle zu scheiden, noch nicht verstand, schmelzte man die aus der Erde geförderten Erze ohne Wahl und Scheidung zusammen, und nannte das daraus entstandene Metall gleichfalls Erz. Weil man aber den Werth des Goldes und Silbers gar bald einsehen, und dessen Erze von den Erzen der übrigen Metalle absondern lernte, so bekam in den folgenden Zeiten nur eine Mischung der übrigen Metalle, besonders wenn das Kupfer den vornehmsten Theil desselben ausmachte, den Nahmen des Erzes; doch mit Ausschließung des Eisens, dessen Erz sich so wohl in der äußern Gestalt, als auch in der Bearbeitung sehr deutlich von den Erzen der übrigen Metalle unterschied. Daher ist es vermuthlich auch gekommen, daß das Wort Erz in den mittlern Zeiten für Metall überhaupt gebraucht wurde, doch mit Ausschließung so wohl des Goldes und Silbers, als auch des Eisens. Besonders gebrauchte man diesen Nahmen von dem von andern Metallen noch nicht ganz geschiedenen Kupfer. In der Deutschen Bibel kommt es in diesem Verstande noch häufig vor, und in der höhern Schreibart der Neuern ist dieser Gebrauch noch nicht veraltet. Die Zeit kann Erz und Marmor spalten. Korinthisches Erz, ein aus vielen metallenen Bildsäulen zusammen geflossenes Metall, welches zu der Zeit bekannt wurde, als der Römische General Mummius Korinth verbrannte. Im gemeinen Leben führet noch jetzt ein vermischtes Metall, worin das Kupfer den vornehmsten Theil ausmacht, Glockenspeise, ingleichen eine Mischung von Kupfer und Messing, Franz Bronze, den Nahmen des Erzes.

Anm. Dieses Wort lautet im Oberdeutschen noch Arz mit einem hellen a. In den mittlern Zeiten sprach man es ohne den harten Zischlaut am Ende nur Er aus, womit auch das Schwed. Aer, das Angels. Aer, Ar, das Engl. Ore, das Isländ. Eyr, Metall, überein kommt. Da das Latein. aes in den folgenden Endungen statt des s ein r hat, so scheinet es, daß man ehedem in Rom so wohl aes, aesis, als auch aer, aeris, gesprochen habe. Zu der ersten Form gehöret auch unser Eisen, welches im Angels. Yren, und im Engl. noch jetzt Iron heißt. Ulphilas nennet das Erz Aiz. Ottfried unterscheidet das Erz von dem Kupfer, Er inti Kuphar. Es scheinet daß das alte Er, wovon noch das Beywort ehern übrig ist, mit dem Worte Erde aus einer gemeinschaftlichen Quelle hergeflossen sey. Wenigstens bedeutet ארץ im Hebr. die Erde. Die Schreibarten Erzt und Ertz haben nichts als eine harte Mundart für sich. S. Vererzen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1955-1956.
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