Flistern

[213] Flistern, verb. reg. act. et neutr. und zwar letzteres mit dem Hülfsworte haben, welches den leise rauschenden Schall ausdruckt, den das sanft bewegte Laub der Bäume, das Rieseln einer Quelle, das heimliche Sprechen in das Ohr eines andern, und andere ähnliche Bewegungen hervor bringen. Er flisterte mir unvermerkt einige Worte in das Ohr. Sie steckten die Köpfe zusammen und flisterten.


Ohnmächtig flistert durch die Äste

Ein Wind von schwülen Düften schwer,

Mus. Alman.


Wie lieblich flistert dort im Hain

Der schlanken Äspen furchtsam Laub!

Kleist.


Anm. Im Nieders. flüstern. Die Deutschen Mundarten haben viele Wörter, diesen oder doch einen sehr ähnlichen Schall auszudrucken. Dahin gehören das Hochdeutsche wispern, Engl. to whisper, Schwed. hwiska, Dän. hviska, flispern, wispeln, lispeln, das Oberdeutsche fließmen, flittern, fispen, nustern, das Schwäb. disseln, das Niedersächsische pustern, mustern, Latein. mussitare, fußeln, das Holländ. luysteren, aus welchem unser Hochdeutsches flistern entstanden zu seyn scheinet u.s.f. In einem alten Oberdeutschen Vocabulario wird flinstern durch liebkosen erklärt. In einer alten Deutschen Bibel des 15ten Jahrhunderts bedeutet Richt. 5 das Wispeln oder Vispern des Viehes, dessen Blöken.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 213.
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