Fluchen

[223] Flūchen, verb. reg. neutr. mit haben. 1) Mit Heftigkeit Böses anwünschen, mit der dritten Endung der Person. Verflucht sey, wer dir flucht, 1 Mos. 27, 29. Fluche nicht dem Könige, Pred. 10, 20. Auch fluche nicht der alten Muhme, Less.


Dem Haufen, der dir spöttlich flucht,

Can.


Ingleichen, obgleich seltener, mit dem Vorworte auf. Auf jemanden fluchen.

[223] Ein Brandmahl wird er euch, worauf in späten Tagen

Ein beßrer Enkel flucht,

Raml.


Fluchen und schwören, mit Aufforderung der göttlichen Strafe oder eines großen Übels etwas betheuern. Er flucht, daß sich die Erde aufthun möchte. Im gemeinen Leben auch wohl active, mit der vierten Endung der Sache. Einem den Teufel, eine böse Krankheit u.s.f. an den Hals fluchen. 2) Für lästern, in der Deutschen Bibel. Welcher seinem Gott flucht, der soll seine Sünde tragen, 3 Mos. 24, 15. 3) Im gemeinen Leben belegt man auch die leichtsinnige Nennung des Teufels und den Gebrauch ähnlicher, oft sehr sinnloser Wörter mit dem Nahmen des Fluchens. Ist meine Stube gut genug, daß sie den Teufel darin fluchen? Gell.


Der Teufel! seht, das war ein rechtes Rad,

Fing endlich einer an zu fluchen,

Gell.


Anm. Fluchen, bey dem Kero fluahhon, bey dem Ottfried fluachon, um das Jahr 790 in der Fränkischen Mundart fluachenne, im Nieders. flöken und flökken, ist ohne Zweifel die figürliche Bedeutung eines Wortes, welches eigentlich eine andere mehr sinnliche Handlung bezeichnet hat. Aber welches dieses Wort ist, läßt sich nur sehr schwankend muthmaßen. In den verwandten Sprachen wird dieses Wort, so viel ich weiß, nicht angetroffen. Das Hauptwort die Fluchung ist nur in den Zusammensetzungen Anfluchung und Verfluchung üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 223-224.
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