Fluth, die

[235] Die Fluth, plur. die -en. 1) Der Zustand, da das Wasser im Anwachsen oder in einer heftigen Bewegung ist; ohne Plural. Ebbe und Fluth, das periodische Ab- und Zunehmen des Wassers in dem Weltmeere. 2) Das Angeschwollene und in eine heftige Bewegung versetzte Wasser selbst. Die Fluth kommt, von dem Meerwasser, wenn es nach der Ebbe wider anwächset. Die Fluth hat allen Dünger von den Feldern weggeschwemmet. Wie eine Fluth daher fahren, Dan. 11, 10. Wo es auch für Überschwemmung gebraucht wird. Ein Ende nehmen wie durch eine Fluth, Dan. 9, 26. Die Noachische Fluth; S. Sündfluth, Wasserfluth. In der höhern Schreibart bedeutet Fluth oft das Meer, oder eine große aufgeschwollene Sammlung von Wasser. Und vielen Spöttern ward die Fluth zum Grab, Kleist. Die Sonne tauchte sich bereits ins Meer, und Fluth und Himmel schien in Feur zu glühen, ebend. In welchem Verstande auch der Plural die Fluthen, von den in Bewegung gesetzten Theilen eines großen Wassers, von den Wellen, gebraucht wird. Die Fluthen umgaben mich, Jon. 2, 4.


[235] O Fluthen meines Stroms, erzählt in allen Meeren

Des Drachen Untergang,

Raml.


3) In dem Salzwerke zu Halle ist die Fluth so wohl der Zustand, wenn der Salzbrunnen ganz angefüllet ist, als auch das erste Tagewerk, welches bey dieser Fülle des Brunnens gesotten wird. 4) Im Bergbaue, das von den Pochwerken abgefallene Wasser, der Teich oder die Sammlung, wo dasselbe abfällt.

Anm. Bey dem Notker ist Fluohte die Sündfluth, und in dem Gedichte auf den heil. Anno bedeutet Vlut das Meer. Im Nieders. ist Flood eine Überschwemmung, und im Schwed. Flod, im Dän. Flod, im Angels. Flod, im Isländ. Flood, im Engl. Flood, im Holländ. Vliet, ein Fluß; alles von fließen, Niedersächs. fleten, wohin auch das Latein. Fluctus und Ital. Flutto gehöret.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 235-236.
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