Fracht, die

[260] Die Fracht, plur. die -en. 1) Die Ladung eines Wagens oder Schiffes, welche man einem Fuhrmanne oder Schiffer zu verführen anvertrauet, so viel dessen Wagen oder Schiff an Waaren fassen und fortschaffen kann. Mit voller Fracht fahren, oder volle Fracht haben, wenn ein Wagen oder Schiff völlig beladen ist; zum Unterschiede von der halben Fracht, wenn etwas daran fehlet. 2) Waaren, welche ein Fuhrmann oder Schiffer für Geld von einem Orte zum andern verführet. Fracht suchen, bekommen, haben. Fracht oder Frachten führen, für Geld Waaren verführen.


Wenn dann vielleicht der Wellen schwarzer Rachen

Den Frachten droht und Mast und Kiel ereilt,

Haged.


3) Der Lohn, der für diese Fortbringung der Waaren dem Fuhrmanne oder Schiffer bezahlet wird; das Frachtgeld. Die Fracht ist theuer. Die ganze Fracht, die halbe Fracht bezahlen. Einem Fuhrmanne die Fracht zurück halten.

Anm. In allen diesen Bedeutungen, besonders aber in der dritten lautet dieses Wort im Schwed. Frakt, im Dän. Fragt, im Holländ. Vracht, im Engl. Fraight, im Franz. Fret, und im Span. Flete. Im mittlern Lat. ist Fretta, Frectagium, und Frettatio, das Frachtgeld und die Miethung eines Lastschiffes, frettare aber ein Lastschiff miethen. Französ. fréter. Die Abstammung dieses Wortes ist so gewiß noch nicht. Casaubonns leitet es von dem Griech. φορτος, Wachter von βριθος her, welche beyde eine Last bedeuten; Schilter und Ihre aber von dem alten Oberd. Freht, Verdienst, welches schon bey dem Kero vorkommt, wo es Kevurahti heißt. Bey dem Notker ist frehton verdienen, und bey dem Ottfried Frehtin Arbeit, Verdienst. Wäre dieses Wort, welches zu Werk, wirken gehöret, das Stammwort, so würde die dritte Bedeutung für die erste und eigentliche angesehen werden müssen. Indessen scheint Frischens Meinung doch noch wahrscheinlicher, der es von fahren ableitet, welches in mehrern Ableitungen und Mundarten ein ch am Ende hat, wie aus Furche, dem Oberd. Färge, Feriche, Verch, ein Schiffer, ferchen, führen, weiter schaffen, Fercher, ein Spediteur, (S. Ferchen) u.a.m. erhellet. An die Versetzung des r darf sich niemand stoßen, weil sie in allen Sprachen nichts seltenes ist; S. R. Indessen verdienet doch bemerkt zu werden, daß fragte im Dän. mietben, dingen, und im mittlern Lat. Fractum und Fractus Kosten, Aufwand, Franz. Frais, bedeutet. Im Osnabrückischen ist Picker ein Fuhrmann, der Fracht führet, pickern Fracht führen, und Pickerwagen ein Frachtwagen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 260.
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