Frech

[276] Frech, -er, -ste, adj. et adv. 1) * Stark, eine veraltete Bedeutung, in welcher noch Mathesius einen frechen Magnet denjenigen nennet, dessen Kraft durch nichts geschwächt wird. 2) * Muthig, kühn, herzhaft, tapfer, in gutem Verstande. Ulysses und Hector die frechen Helden, Jeroschin im 14ten Jahrhunderte. Als newr der held sein red vernam


Bald im in sein frech gemliet kam,

Er wolt auch versuchen die Sach,

Theuerd. Kap. 21.


Diese Bedeutung, in welcher auch fraek im Schwed. üblich ist, ist im Hochdeutschen gleichfalls veraltet. Indessen sagt man noch in dem Sächsischen Churkreise, der Rocken wuchs in wenig Tagen so frech, daß man sich darüber verwunderte, d.i. stark, muthig. 3) Im hohen Grade verwegen, so wohl die Gefahr auf eine unbesonnene Art verachtend, als auch die Gesetze des Wohlstandes, der Ordnung, der Menschheit und der guten Sitten ohne Scheu verletzend. Was macht dich so frech, also zu reden? Hiob, 16, 3. Falscher Zeuge, der Lügen redet, Sprichw. 6, 19. Einem frech in das Gesicht Lügen strafen. Ein freches Maul. Besonders, die Schamhaftigkeit ohne Scheu verletzend, im hohen Grade unverschämt. Freche Geberden. Ein frecher Anzug. Freche Reden. Eine freche Weibsperson. Was ist die freche Stirn einer unkeuschen Person für ein widriger Anblick! Gell. Da dieses Wort ein harter Ausdruck einer verächtlichen Eigenschaft ist, so bedienet man sich oft, wenn die Umstände es nöthig machen, der gelindern Ausdrücke frey, ein wenig frey, allzu frey dafür.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. gleichfalls frech, im Schwed. fraek, im Dän. frek, im Isländ. fraekr, im Wallis. ffrec. Im Engl. ist Freak eine freche That. Es ist von frey und frank ursprünglich bloß durch die Aussprache verschieden, denn im Angels. bedeutete freah und freoh frey. Das Lat. ferex und Franz. farouche sind gleichfalls damit verwandt. Ehedem wurde es auch für gierig, geitzig gebraucht, wie aus dem frik des Ulphilas, dem Angels. fraec und Holländ. vrek, geitzig, gierig, erhellet. Bey dem Notker ist Frecchi der Geitz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 276.
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