Fremd

[276] Frêmd, -er, -este, adj. et adv. 1. * Eigentlich, entfernt, fern, in welcher nunmehr veralteten Bedeutung es noch Ephes. 2, 14 vorkommt; daß ihr zu derselben Zeit waret – fremde[276] von den Testamenten der Verheißung. Zu den Zeiten der Schwäbischen Dichter waren die Froemde für Abwesenheit, und froemden, vermeiden, sich entfernen, entbehren, sehr bekannt. S. Entfremden. 2. Figürlich. 1) Ausländisch, nicht aus unserm Lande. Fremde Völker, Länder, Städte. Fremder Wein, fremde Tücher, fremde Waaren. Ein Fremder, der nicht aus unserm Lande ist. 2) Nicht aus unserm Orte. So werden an vielen Orten die Fremden, oder, wie man sie auch im Oberdeutschen nennet, die Ausleute, den Bürgern und Einheimischen entgegen gesetzet. 3) Nicht zu unserer Zunft, Innung, Gesellschaft u.s.f. gehörig; in welchem Verstande dieses Wort gleichfalls sehr häufig ist. 4) Nicht zu unserm Hause gehörig. Fremde Kinder. Fremdes Gesinde. Ein fremder Hund. Personen, welche zum Besuche kommen, werden in Niedersachsen Fremde genannt. 5) Nicht uns gehörig. Fremdes Gut. Fremdes Brot schmeckt am besten. In fremde Hände kommen. In ein fremdes Amt greifen. Fremde Haare tragen. 6) Was uns nicht angehet, nicht zur Sache gehörig. Sich in fremde Händel mischen. Fremdes Licht, bey den Mahlern, welches noch von dem Hauptlichte verschieden ist. 7) Unbekannt. Fremde Thiere. Eine fremde Sprache. Das ist mir ganz fremd. Ich bin fremd worden meinen Brüdern, Ps. 69, 9. Er stellet sich sehr fremd, sehr unbekannt mit dieser Sache. Ein Fremder, oder ein fremder Mensch, im gemeinen Leben auch ein Fremder, oder jemand Fremdes. Wenn es jemand Fremdes ist, so sagen sie ich bin nicht zu Hause, Weiße. Das kommt mir sehr fremd vor. Ich machte meinem Herzen alle andere Empfindungen fremd. 8) Ungewöhnlich, seltsam, wie das Griech. ξεινος und Französ. étrange. Sich fremd kleiden. Ich glaube, daß sie sich dergleichen fremden Antrag niemahls vermuthet haben, Gell. S. Befremden.

Anm. Fremd, bey dem Kero, Ottfried und Notker fremid, fremed, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter vremethe, im Angels. fremd, im Dän. fremmed, im Schwed. fraemmande, kommt von der im Hochdeutschen veralteten Partikel fram, weg, aus, fern, her, welche noch im Engl. from üblich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 276-277.
Lizenz:
Faksimiles:
276 | 277
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika