Freuen

[282] Freuen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen nur als ein Reciprocum üblich ist, sich freuen, Freude, d.i. einen hohen[282] Grad der angenehmen Empfindungen haben. Ich freue mich, daß du gesund wieder zurück gekommen bist. Sich von Herzen freuen. Sich vor der Zeit freuen. Es freuet mich, daß du dich noch wohl befindest. Der Gegenstand der Freude bekommt am häufigsten das Vorwort über. Sich heimlich über eines andern Unglück freuen. Wir freuen uns über dein Glück. Nicht leicht das Vorwort an.


Mich gern an andrer Wohlergehn

Und ihrer Tugend freun,

Gell.


Wohl aber das Vorwort auf, wenn die Sache noch zukünftig ist. Sich auf des Freundes Ankunft freuen. Im Oberdeutschen wird der Gegenstand der Freude sehr häufig mit der zweyten Endung des Hauptwortes ausgedruckt, wovon in der Deutschen Bibel die Beyspiele sehr häufig sind. Die neuern Schriftsteller haben diese Wortfügung mit gutem Erfolge nachgeahmet. Er freute sich der List, Rost.


Und freut sich niemahls seines Falles,

Gell.


Und freut sich der gelungnen Tücke,

Haged.


Laß mein Herz sich deiner freun,

Weiße.


Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfr. freuuen, frouuen, im Isidor freuuvan, im Niedersächs. frauen, womit auch das Griech. ευφραινειν überein kommt. Eigentlich ist es ein Activum, welches Freude verursachen bedeutet.


Froei mit rede daz herze min,

Reinmar der Alte.


Die mir froeit das herze mit dien sinnen,

Markgr. Heinr. von Meißen.


Das Nieders. frauen hat diese Bedeutung noch; allein im Hochdeutschen ist dafür erfreuen üblich. S. Froh, von welchem dieses Zeitwort vermittelst der Endsylbe en gebildet ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 282-283.
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