Freymüthig

[299] Freymüthig, -er, -ste, – adj. et adv. frey von dem Zwange im Reden, welchen uns die Furcht oder das Ansehen anderer aufleget, doch nur so fern dadurch eine nöthige oder nützliche Wahrheit bekannt wird; gewohnt, sich durch das Ansehen anderer von dem Bekenntnisse einer nützlichen Wahrheit nicht abhalten zu lassen, und in dieser Eigenschaft gegründet. Ein freymüthiger Freund. Einem seine Fehler freymüthig entdecken. Ein freymüthiges Bekenntniß der Wahrheit. Unbekümmert um ihren Vorzug handelt sie (die Demuth) freymüthig, Gell.[299] Wenn einige freymüthig für grob und Freymüthigkeit für Grobheit gebrauchen, so ist solches ein Mißbrauch.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort frypostig (freybrüstig) rundbürstig. Ehedem war dafür auch franschmüthig üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 299-300.
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