Gebaren

[443] * Gebaren, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und am häufigsten als ein Reciprocum gebraucht wird. Sich gebaren, sich betragen, nicht bloß von den Geberden, sondern auch von allen sittlichen Handlungen des Menschen. Im Hochdeutschen ist es veraltet, außer daß es von den Kanzelleyen noch zuweilen im Andenken erhalten wird. Und hiebey allenthalben so, daß jedermann völlig zufrieden seyn könne, gebaret werden solle, heißt es in einem Anschlage des Rathes zu Leipzig vom 22sten Jul. 1771.

Anm. Bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern kommt dieses Wort auch ohne Reciprocation vor. Er geparte als er lebte, Stryker, er betrug, geberdete sich, als wenn er lebte.


Da enkan ich niht gedulteklichen zuo gebaren,

Reinmar der Alte.


Geselklich well wir mit euch geparn, umgehen, Theuerd. Kap. 100. Im Nieders. lautet es beren. Es stammet von dem alten bären, tragen, her. S. Geberde, und Frischens Wörterbuch v. Baren.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 443.
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