Gedankenstrich, der

[462] Der Gedankenstrich, des -es, plur. die -e, eine Benennung desjenigen orthographischen Zeichens, welches in einem oder[462] mehrern Querstrichen bestehet, und vornehmlich in folgenden Fällen gebraucht wird. 1) Als ein Zeichen eines abgebrochenen Gedanken, bey welchem der Leser das übrige hinzu denken soll. Sie sind für mich ein zweyter Vater, und ich werde niemahls vergessen, daß – Halten sie ein, erwiederte er u.s.f. Ja du sollst – hier starb der Hund, Gell. 2) Abgebrochene, oder nicht genau zusammen hängende Theile einer Rede zu bezeichnen.


Doch – verstummet schwache Saiten –

Trauret – Doris hört euch nicht –


3) Als ein Zeichen der Aufmerksamkeit vor denjenigen Wörtern, auf welchen ein besonderer Nachdruck liegen soll.


Ich bin ein Lamm, der Schäfer Freude,

Ein zartes Lamm, und – ohne Räude,

Kretschmann.


Wohlan; so zeuch, und – brich den Hals!

Kretschmann.


4) Als ein Auslassungszeichen, wenn man ein oder mehrere Worte, ja ganze Sätze auslässet. Aber ich weiß, daß mein Erlöser lebt – denselben werde ich mir sehen, u.s.f. Hiob 19, 25, 27. 5) Als ein Einschließungszeichen.


Den jeder Patriot am liebsten da belauschte,

Wo – wie ihr aus dem Dante wißt –

Papst Anastas für seine Sünden büßt,

Wagner.


In allen diesen Fällen wird die Häufung dieser Striche dem Leser nur zu oft unangenehm und ekelhaft. In manchen Schriften findet man dafür auch wohl doppelte Striche = = oder Punkte ...

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 462-463.
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