Geduld, die

[467] Die Geduld, plur. car. von dem Zeitworte dulden. 1) Das Beharren, das Verbleiben an einem Orte. Er hat an keinem Orte lange Geduld. Einen kleinen Augenblick Geduld! d.i. ein wenig gewartet! Von der veralteten Bedeutung des Zeitwortes dulden, da es warten, verharren bedeutete, bey dem Ottfried gidualen, im Schwed. tola; S. Gedulden 1. 2) Die tugendhafte Mäßigung seiner Traurigkeit oder seines Unwillens in unangenehmen Empfindungen, besonders in einem hohen Grade derselben. Etwas mit Geduld ertragen. Man muß Geduld haben. Eines Geduld prüfen. Die Geduld verlieren. Die Gelassenheit wird in großen und langwierigen Übeln zur Geduld, Gell. 3) Die Liebe gegen andere, in so fern sie Fehler zu Gute hält, und deren Bestrafung aufschiebet; die Langmuth. Geduld mit einem haben, Nachsicht gegen ihn gebrauchen. Haben sie Geduld mit einem armen unerfahrnen Mädchen. Eines Geduld mißbrauchen. Etliche Tage mit seinem Schuldner Geduld haben. 4) Der Schutz vor der Witterung, im gemeinen Leben einiger Gegenden. Ein Baum stehet in der Geduld, wenn er an einem Orte stehet, wo ihn die Winde nicht treffen. Dieß Zimmer liegt in der Geduld, wenn es vor Wind und Wetter gedeckt ist.

[467] Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Kero Kidult, bey dem Notker Gedult, im Angels Gethyld, Kidhult und Tholemotnesse, im Dän. Gedult. Ehedem war auch das einfache Dult sehr üblich, welches bey dem Ulphilas Thaulaini, und bey dem Ottfried Thulti lautet. Es stammt von dulden her, welches das Intensivum von dem veralteten dolen ist. S. Dulden. Die dieses Wort mit einem harten t, Gedult schreiben, folgen der härtern Oberdeutschen Mundart, welche auch das Zeitwort dulten oder tulten schreibt und spricht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 467-468.
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