Geitz (3), der

[517] 3. Der Geitz, des -es, plur. car. 1) * Überhaupt eine jede unordentliche und heftige Begierde. Mordgeitig, mordgierig, in einem alten Gedichte in Eccards Script. Th. 2. In einer Oberdeutschen Urkunde von 1479 kommt der Heißhunger unter der Benennung des Geitzes vor, und bey dem Winsbeck und andern Dichtern seines Jahrhunderts ist Gite und Gitikeit eine jede heftige Begierde, Gierigkeit. Im Hochdeutschen ist es in dieser allgemeinern Bedeutung veraltet. 2) In engerer Bedeutung, die unordentliche Begierde, mehr zu haben, als man bedarf. Der Ehrgeitz, die unordentliche Begierde nach Ehre. Der Geldgeitz, nach Gelde, und in weiterer Bedeutung nach Eigenthum, welche Begierde Kaiserberg richtiger den Gutgeitz nennet. Außer den bereits angeführten Zusammensetzungen wird es im Hochdeutschen in dieser Bedeutung nur zuweilen in der höhern Schreibart gebraucht. Der Geitz nach Siegen, Gell. 3) In der engsten und gewöhnlichsten Bedeutung, die unordentliche Begierde seyn Eigenthum zu vermehren, und die Fertigkeit derselben. Dem Geitze ergeben seyn, dem Geitze nachhängen. Vom Geitze besessen seyn. Etwas aus Geitz thun. Die[517] biblischen R.A. sich zum Geitze neigen, den Geitz treiben, den Geitz stellen, demselben ergeben seyn, mit Geitz durchtrieben seyn u.s.f. sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. Genauigkeit, Eigennutz, Geitz, Kargheit, Filzigkeit, Habsucht u.s.f. werden im gemeinen Leben häufig für einander gebraucht, ob sie gleich eigentlich genau verschieden sind. S. diese Wörter.

Anm. Geitz druckt, wie schon gesagt worden, eigentlich eine jede heftige Begierde aus. Viele ältere und neuere Mundarten kennen statt des tz nur ein t ohne Zischlaut. Dergleichen ist das alte Oberdeutsche Gite, Gitikeit, noch im 15ten Jahrhunderte Geyttigkeit, wofür Hans Sachs Geitzigkeit gebraucht, das Gothische bigitan, erwerben, das Dän. gide, verlangen. Es gehöret zu dem Geschlechte des Wortes gehren, begehren, und Gier. Frisch rechnet auch das Lat. hio, hieto, und das Griech. χαω, χατεω, hierher. Im Lettischen ist geidziu ich begehre, und geidulis gierig. Kero nennet den Geitz in der dritten Bedeutung Nefkiri, Ottfried Giri, Notker Frecchi, Frechheit, Kaisersberg aber den Grit, die Grittigkeit, die Holländer Gretigheyd, welches gleichfalls aus Gier gebildet ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 517-518.
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