Gemahl, das

[545] Das Gemahl, des -es, plur. die -e, eine mit der andern verbundene Person, und in engerer Bedeutung, eine mit der andern zum Ehestande verbundene Person, sie sey nun wirklich ehelich mit ihr eingesegnet, oder nur mit derselben versprochen, ohne Unterschied des Geschlechtes und des Standes. Joseph, fürchte dich nicht, Mariam, dein Gemahl zu dir zu nehmen, Matth. 1, 20, 24. Unser unschuldig Gemahl, die Königinn Esther, Stücke in Esth. 5, 9. Esther, welche der König zum[545] Gemahl genommen, Kap. 7, 3. Ein jeder soll sein Gemahl lieben und ehren, Luth. im kleinen Catech.


Zu meyden Hurerey voran

Sol yedes sein gemahel han,

Hans Sachs.


In dieser weitern Bedeutung ist es nur noch im Oberdeutschen üblich, wo es von beyden Geschlechtern auch als ein männliches Wort gebraucht wird. Hans willst du Greten zum ehlichen Gemahl haben? Luther im Traubüchl. Sein andächtiger Gemahl Judentha, Bluntschli.

Im Hochdeutschen ist dieser Gebrauch veraltet, wo das Wort theils nur von verheiratheten Personen vornehmen Standes, theils auch mit deutlichem Unterschiede der Geschlechter üblich ist, der Gemahl, eine solche Person männlichen Geschlechtes, die Gemahlinn, eine solche Person weiblichen Geschlechtes. Die Gemahlinn des Kaisers, des Fürsten, des Grafen. Die Prinzessinn empfing ihren Gemahl an der Treppe. Bey der immer höher steigenden Höflichkeit wird dieses Wort im gesellschaftlichen Leben nunmehr auch von solchen Ehegatten gebraucht, von welchen man mit Achtung zu sprechen Ursache hat. Ihre Gemahlinn hat es mir schon gesagt, sagt man wohl auch zu einem geehrten Freunde.

Anm. Bey dem Willeram ist Gemahela, und bey dem Notker Gemalu, die Braut, Maheltag die Hochzeit, mahalen ehelichen, heirathen. In dem zu Rom 1501 gedruckten Deutsch-Italiän. Vocab. heißt der Vermahel, il Sposo, und die Gmehel, la Sposa. Mit einem gemehelen, ihn heirathen, kommt in einer Bibel aus dem 15ten Jahrhunderte und in dem Buche Belial von 1472 vor. Bey dem Tatian heißt die Jungfrau Maria die Gimahhu des Joseph, und im Angels. ist Gemaecca ein Ehegatte, und gemaeclic ehelich. Ja noch jetzt heißt in einigen Oberdeutschen Gegenden ein Gemächt, oder Ehegemächt, ein Ehegatte. Dieser harte Hauchlaut führet uns auf die wahre Abstammung dieses Wortes. Das Zeitwort machen, im Alemann. gimachon, bey dem Kero kimahchon, bedeutete ehedem auch vereinigen, verbinden, vermischen. Daher ist Gimach, bey dem Ottfried und andern Oberdeutschen, ein Paar, zua dubono gimacho, ein Paar Tauben, Ottfr. und Kimachida in Boxhorns Glosse Contubernium. Eben um deßwillen bedeutet auch Make im Schwed. einen Gehülfen, Gesellen, Magell im Oberd. einen Verwandten, und macca im Angels. und mak im Schwed. ähnlich. Die Endung -el bedeutet ein Ding, welches etwas thut oder leidet. Gemachel und nach einer gelindern Aussprache Gemahl ist also eine Person, die mit der andern verbunden ist, und in engerer Bedeutung, die durch das Band der Ehe mit der andern vereiniget ist. Es druckt also sehr eigentlich das Deutsche Wort Gatte und das Lat. Conjux aus, welche gleichfalls von der Verbindung entlehnet worden. In dem Longobardischen Gesetze kommen Gamales id est confabulati vor, welches man von rechtmäßigen oder ehelichen Kindern erkläret. Gemeiniglich leitet man unser Gemahl von Mahl, die Rede, Sprache, mündlicher Vertrag ab, welche Ableitung, der auch noch Ihre beypflichtet, aber bey weitem nicht so wahrscheinlich und fruchtbar ist. S. Machen, Mahlschatz, Magen 1, Vermählen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 545-546.
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