Geschwinde

[619] Geschwinde, -r, -ste, adj. et adv. eine beschleunigte Bewegung habend, mit einer beschleunigten Bewegung. 1. Eigentlich, so daß ein Ding in einer kurzen Zeit einen großen Raum zurück leget; im Gegensatze dessen, was langsam ist oder geschiehet. Geschwinde gehen, reiten, fahren. Ein geschwinder Bothe, welcher geschwinde gehet. Ein geschwinder Gang. Eine geschwinde Bewegung. 2. Figürlich. 1) Von solchen Fällen, in welchen in kurzer Zeit mehr verrichtet wird, als gewöhnlich ist. Sehr geschwinde reden, in einer gegebenen Zeit mehr Worte hervor bringen, als andere, als gewöhnlich ist. So auch geschwinde arbeiten, essen, lernen u.s.f. Ein geschwinder Kopf, der in kurzer Zeit etwas fasset. Er hat es geschwinde gefasset. Es gehet damit sehr geschwinde zu. 2) Sehr bald, ohne Aufschub, in sehr kurzer Zeit. Geschwinde mit der Antwort seyn. Eine geschwinde Antwort. Er kam geschwinde wieder. 3) In der Eil, als ein Nebenwort. Ich weiß nicht mehr, was ich da geschwinde zu fassen kriegte. 4) Plötzlich, was unvermuthet und in sehr kurzer Zeit geschiehet. Ein geschwinder Tod.

Anm. Im Nieders. nur swind, bey dem Stryker und andern ältern Oberdeutschen Schriftstellern gleichfalls nur schwind, swende. Es scheinet eine Nachahmung des Schalles zu seyn, welcher durch die geschwinde Bewegung eines Körpers hervor gebracht wird, so wie man im Niedersächsischen eine geschwinde Bewegung auch mit witz auszudrucken pfleget, welches mit dem Franz. vite überein kommt. Das Nieders. swind bedeutet sehr, und swidig groß, viel, so wie swinth bey dem Ulphilas stark bedeutet. Das n gehöret in vielen Wörtern mehr dem Nasenlaute als dem Stamme zu; S. N. Das e am Ende ist das e euphonicum, ohne welches das d wie ein t lauten würde. Im Nieders. hat man auch die Wörter drat, gau, risch, rap, (Lat. rapidus,) fiks u.s.f. den Begriff des Wortes geschwinde auszudrucken, so wie man im Hochdeutschen in vielen Fällen auch schleunig, hurtig, schnell statt desselben gebrauchen kann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 619.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: