Getöse, das

[641] Das Getöse, des -s, plur. ut nom. sing. ein starker verworrener Schall. Die Wagen machen ein widerwärtiges Getöse auf der Gasse. Man konnte das Getöse in der Schenke sehr weit hören. Ein Getöse machen. Das Getöse des Windes und der Wellen. Auch figürlich, Unruhe. Das Getöse der Welt fliehen; wofür doch Geräusch üblicher ist.

Anm. Dieses Wort stammet von dem veralteten Doss, Dus, Toz, Thuz, im Schwed. und Isländ. Dyst, Dust, im Engl. Toss, Towze, her, welches ehedem für einen starken Ton üblich war, und wovon das Zeitwort dussen, diessen, diezzen, dosen, stark tönen, ein Getöse machen, herkam, welches[641] in den Schriften der mittlern Zeiten sehr häufig ist. Fone manigero uuazzero dozze, Notker. Ich hoerte die wasser diessen, Walth. von der Vogelweide. Mit lautem Knall und Doß, Hans Sachs. Swenne der wald von sange diusset, Heinrich von Veldig; wo es zugleich von einem sanftern angenehmern Schalle gebraucht wird. Beyde Wörter, welche den Schall selbst, den man damit belegte, nachahmen, sind im Hochdeutschen veraltet, und haben nur noch das Verbale Getöse übrig gelassen. Im Oberdeutschen sind sie noch hin und wieder gangbar. Das Meißnische Provincial-Wort der Tebs, Geräusch, Getöse, und tebsen, lärmen, scheinet gleichfalls daher zu stammen. Das e am Ende ist das e euphonicum, ohne welches das s wie ein ß lauten würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 641-642.
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