Glückselig

[732] Glücksèlig, -er, -ste, adj. et adv. ein Wort, welches in allen denjenigen Bedeutungen angetroffen wird, in welchen glücklich üblich ist, vielleicht nur, weil es um eine Sylbe länger ist, daher es auch im Oberdeutschen am häufigsten vorkommt. 1) In der ersten Bedeutung des Wortes glücklich. Zeuch hinauf und fahre glückselig, 1 Kön. 22, 12, 15, glücklich, deinen Wünschen, deinen Absichten gemäß. Hiskia war glückselig in allen seinen Werken, 2 Chron. 32, 30, es gelang ihm alles. Also vollendete Salomo das Haus des Herren – glückseliglich, 2 Chron. 7, 11. 2) In dessen zweyten Bedeutung. Ein glückseliger Mensch, dem unerwartete vorteilhafte Umstände begegnen. Er erinnerte sie der glückseligen Schlachten, die sie vor gethan hatten, 2 Macc. 15, 9. Zu einer glückseligen Stunde ankommen, in einer glückseligen Stunde geboren werden. 3) In dessen dritten Bedeutung, wo es sogar auch im gesellschaftlichen Umgange aus Höflichkeit gebraucht wird. So wird der Herr mit dir seyn, und wirst (so) glückselig seyn, daß du dem Herrn ein Haus bauest, 1 Chron. 23, 11. Machen sie mich so glückselig, und besuchen sie mich. 4) Besonders in dessen vierten Bedeutung, die möglichste Wohlfahrt genießend, und in derselben gegründet, dieselbe befördernd. Und der Herr war mit Joseph, daß er ein glückseliger Mann ward, 1 Mos. 39, 2. Denn aber wirst du glückselig seyn, wenn du hältest, daß du thust nach den Gebothen und Rechten, u.s.f. 1 Chron. 23, 13. War ich nicht glückselig? – Hatte ich nicht gute Ruhe? Hiob 3, 26. Siehe das sind die Gottlosen, die sind glückselig in der Welt, und werden reich, Ps. 73, 12.

In den drey ersten Bedeutungen fängt es im Hochdeutschen an zu veralten, in der vierten aber wird es selbst in der edlen und höhern Schreibart und mit glücklich gleichbedeutend gebraucht. Glückselig sind wir, die wir einer guten Erziehung genossen haben, Gell.


Ich sah, glückseliges Berlin,

Die Göttinn deines Stroms, u.s.f.

Raml.


Anm. Im Dän. lycksalig, im Schwed. gleichfalls lycksalig. Selig hat in dieser Bedeutung nichts mit dem Worte selig, beatus, gemein, sondern ist das in mehrern andern Wörtern befindliche Wort selig, welches von sal abstammet, und mit der Nachsylbe -ig, und mit -lich in dem Worte glücklich so ziemlich einerley Bedeutung hat. S. -Sal und Selig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 732.
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