Golden

[745] Golden, adj. et adv. von Gold, aus Gold verfertiget. 1. Eigentlich. Goldene Gefäße, goldene Ketten u.s.f. Einem goldene Berge versprechen, ausschweifende Dinge. 2. Figürlich. 1) Vergoldet, so wohl im gemeinen Leben, als auch in der höhern Schreibart. Da wo sein goldner Wagen durch gedrängte Reihen entzückter Augen rollt, Raml. 2) Dem Golde an Farbe gleich, goldgelb. Jetzt drückt sie das Geflecht der goldnen Haare zurechte, Geßn. In goldnen Locken wallte sein Haar, ebend. 3) Ein Ding, an welchem ein Theil von Gold ist, in verschiedenen einzelnen Fällen. Die goldene Bulle, das goldene Siegel an manchen Urkunden, und eine mit einem goldenen Siegel versehene Urkunde selbst. S. Bulle. Eine goldene Uhr, an welcher das Gehäuse von Gold ist. In goldenen Stücke gekleidet, in einem reich mit Gold durchwirkten Zeuge. S. Goldstoff. 4) Im hohen Grade vortrefflich, schätzbar. Die Zeit ist golden, ist dem Golde an Werthe gleich zu schätzen.


Wirst legen deine Zeit,

Die Zeit die gülden ist, an güldne Tapferkeit,

Opitz.


Die goldne Zeit, dasjenige erste Weltalter, ehe noch der Luxus, und dessen Gefolge, die Laster, den Menschen bekannt waren; im Gegensatze der ehernen und eisernen.


Da noch kein Gold nicht war, da war die güldne Zeit,

Opitz.


Die goldene Aue, eine sehr fruchtbare Gegend in Nordthüringen an der Unstrut. Die goldene Regel, in der Rechenkunst, die Regel de Tri, wegen ihres großen Nutzens. Die goldene Zahl, in der Zeitrechnung, diejenige Zahl, welche anzeiget, das wie vielste ein gegebenes Jahr in dem Mondzirkel sey; wegen ihres großen Nutzens in der Berechnung des Osterfestes. Die goldene Ader, der Ausfluß des Geblütes um den Ausgang des Mastdarmes, Haemorrhois, und die in der Gegend des Mastdarmes befindlichen Äste der Pulsader, durch welche das Geblüt seinen Ausfluß nimmt, Arteria haemorrhoidalis; gleichfalls wegen des großen Nutzens, welchen viele Ärzte diesem Blutflusse zuschreiben. Die blinde goldene Ader, wenn das Geblüt keinen Ausgang bekommt, sondern sich am Ausgange des Mastdarmes kleine Hügelchen setzen; Haemorrhoides coecae, im Gegensatze der fließenden, verae. Er ist noch golden gegen ihn, im gemeinen Leben, ungleich besser als er. Goldner Mann, goldnes Kind, in der vertraulichen Sprechart der Meißner, eine Art der Schmeicheley, S. Goldkind. 5) Prächtig, in der dichterischen Schreibart.


Die phantasirenden Sinnen

Schweiften in goldnen Träumen umher,

Zachar.


Anm. Bey dem Notker und Willeram guldin, im gemeinen Leben der Oberdeutschen gülden, welche unangenehme Form sich nicht nur in Luthers Bibel, sondern selbst in vielen witzigen Schriften der Neuern erhalten hat. S. Gulden, Gülden und Güldisch. Ungeachtet diejenigen Beywörter, welche eine Materie andeuten, eigentlich keiner Comparation fähig sind, so leiden sie doch solche in einigen figürlichen Bedeutungen. So auch golden.


Doch damahls waren auch die güldensten (goldensten) der Zeiten,

Utz.


Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 745-746.
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